Es ist einfach geworden, Informationen zu finden. Ein Klick ins
Suchfenster des Browsers, ein paar Suchwörter eingegeben und schon
spuckt Google eine Liste von Ergebnissen aus. Das ist der Zugang, den
die meisten von uns haben werden. Sich eine Liste von Ergebnissen
vorwerfen zu lassen, ist aber noch nicht recherchieren. Vielen wird das
genug sein, aber Richtig spannend wird es, wenn man zwischen den
Ergebnissen Verknüpfungen zieht.
Als Journalist muss man des öfteren Informationen über Personen
herausfinden. Dabei ist es mit einer simplen Googleabfrage nicht getan,
vor allem dann nicht, wenn man nach jemanden sucht, der einen
Allerweltsnamen wie zum Beispiel Klaus Müller hat. Den Namen in Google
ist nicht weiter hilfreich, weil die Suchmaschine eine lange Reihe
unspezifischer Einträge ausspuckt.
Nehmen wir weiter an, ich weiß über einen Kollegen, dass Herr Müller
auf der Hilversund Wind - einer Messe für Windenergie - am Stand der
XYWind war. Nun habe ich zwei Möglihkeiten:
Ich schaue auf der Messe-Website im Ausstellerverzeichnis nach, wer
der Pressekontakt von XYWind war. Damit weiß ich, wen ich im Unternehmen
ansprechen kann, um einen ersten Kontakt herzustellen. Sollte ich über
die Pressestelle keinen Kontakt erhalten können, weil dieser nicht
gewünscht ist, oder ich das Gefühl habe, alle Informationen würden
weichgespült, fange ich an, nach Mailadressen aus dem Unternehmen zu
suchen. Schließlich finde ich die Adresse einer J.Bongartz@XYWind.de.
Damit weiß ich, wie die Struktur der Mailadressen bei XYWind
wahrscheinlich sein wird. Da Firmenadressen bei den meisten Firmen
immer nach demselben Muster angelegt werden, wird die Adresse von Herrn
Müller voraussichtlich K.Müller@XYWind.de sein. Damit habe ich schon die
Grundlage für eine direkte Kontaktaufnahme geschaffen.
Ich möchte aber noch mehr Hintergrund haben, bevor ich Herrn Müller
z.B. für ein Interview kontaktiere. Also beginne ich zu schauen, was zum
Beispiel die Lokalpresse über XYWind zu sagen hat. XYWind hat auf ihrer
Website ein Foto ihres Messestandes, auf der Herr Müller mit dem
Bürgermeister Walter und Frau Meier vom Verein Pusteblume - ökologische
Energie für alle e. V. zu sehen sind. Das bedeutet, dass ich A. nun weiß
wie Herr Müller aussieht, und B. mit wem er zu tun hat. Eine Recherche
in der Google-Bildersuch bringt zutage, dass Herr Müller und Herr Walter
sich auf diversen Veranstaltungen über den Weg gelaufen sind und dazu
noch Kontakte zu der Anlage-Firma haben, die vor kurzem in finanzielle
Schwierigkeiten geraten ist. Der Geschäftsführer dieser Firma hat
wiederum das Windvogelfest des Pusteblume e. V. gesponsert, dessen
Vorsitzende Frau Meier ist, die zugleich für die Strandverwaltung
Hilversum Nord arbeitet, an deren Strandabschnitt das Fest stattgefunden
hat.
Auf diese Weise kann man eine ganze Menge nicht nur über Personen
ausgraben, sondern auch über andere Fakten. Man sollte sich nie nur mit
dem ersten Knochen zufriedengeben, den man ausgräbt, sondern
weitergraben und die einzelnen Splitter Stück für Stück zusammensetzen,
bis ein Dinosaurier draus geworden ist. Tut man es nicht, fällt man auf
den Omnibus-Effekt herein, über den ich schon früher geschrieben habe.
Andersherum bedeutet das aber auch, dass jemand, der das Wissen und
den Willen hat, Informationen zu finden, diese auch finden wird, nicht
nur, wie in meinem fiktiven Beispiel, über Firmenangehörige, sondern
auch über euch. Und das ist der Grund, warum ihr immer vorsichtig sein
solltet, was ihr von euch im Netz preisgebt.
Ps.: Alle Namen im Beispiel sind frei erfunden. Eine Ähnlichkeit mit
lebenden oder toten Personen bzw. tatsächlich existierenden Istitutionen
ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.