Ich habe mir irgendwann einmal vorgenommen, niemals einen Sachtext über die Geschichten zu schreiben, die ich liebe.
Warum? – Weil ich denke, dass dabei nichts Gutes herauskommt. Um einen Text analysieren zu können, darf man emotional nicht zu nahe an ihm dran sein, denn dadurch verliert man den objektiven Blick auf die Sache. Man sieht das Ganze erst aus einer gewissen Distanz gut. Ist diese nicht gegeben, so mag man zwar viele verspielte Details erkennen können, was seinen ganz eigenen Reiz haben mag, aber man sieht die Zusammenhänge nicht.
Das ist ähnlich wie in einer Beziehung. Einerseits ist man einander sehr vertraut, andererseits ist man selbst derjenige, der den Partner am schlechtesten beschreiben kann, weil man für die Eigenschaften, die man an diesem liebt, keine Worte findet oder aber ins Schwafeln gerät, was auf's selbe hinauskommt. Oder, um es poetischer auszudrücken:
Tausend Worte sagen soviel wie keines, nämlich nichts.
Das selbe Problem ergibt sich beim Interpretieren von Literatur. Wenn man zu nahe an einem Text ist, dann trübt das den Blick für die Zusammenhänge und führt dazu, dass man schlechte Literaturwissenschaft bzw. Kritik betreibt, die sich entweder in belanglosem Gerede verliert (das sich möglicherweise als postmodern verkaufen lässt), oder aber merkwürdig wortleer bleibt, weil man nicht die passenden Worte findet, die beschreiben könnten, was das spezifisch Besondere dieses einen Textes ausmacht.
Ich denke, dass man an Texte in einer Art herangehen sollte, die - so denke ich - am ehesten der Art und Weise entspricht, in der gute Ärzte ihre Patienten befragen: Mit freundlichem Interesse, aber auf das Ziel gerichtet, die Symptome der zugrundeliegenden Krankheit zu erfassen, um diese behandeln zu können. Für den Text bedeutet das, dass der Analytiker das Funktionieren des Textes aufschlüsseln muss, sehen muss, welche Schreibweisen und Techniken welche Wirkung hervorrufen. Dies bewirkt immer ein besseres Verständnis des Textes, sei es nun, dass es einem zeigt, wie ein guter Text funktioniert oder aber, warum ein schlechter Text scheitert.
Oder anders ausgedrückt:
AntwortenLöschenSchreibe niemals einen Klappentext, für ein Buch, daß du selbst geschrieben hast.