Was ist Erfolg? - Das ist eine gute Frage. Ich glaube ganz grundsätzlich, dass sich Erfolg für jeden anders darstellt. Der Witz an der Sache ist, dass jeder zu wissen glaubt, was »Erfolg« ist, nämlich die Möglichkeit, mit dem, was man tut, möglichst viel Geld zu verdienen. Das ist aber viel zu kurz gedacht. Deshalb soll es hier um Erfolg aus einer künstlerisch-ökonomischen Perspektive gehen.
Der Konvention nach scheinen sich Kunst und Ökonomie zuerst einmal auszuschließen. Doch das ist nur der erste Anschein, der uns blendet. Ich bin der Meinung, dass sich das nur an der Oberfläche ausschließt. Geht man einen Schritt über die Konvention hinaus, so sieht man, dass nahezu jeder Künstler möchte, dass seine Werke von möglichst vielen Rezipienten gesehen werden.
Die Bedeutung von »Erfolg«
Das ist grundsätzlich ein ökonomischer Gedanke. Die Währung ist hier zunächst Aufmerksamkeit. Wenn sich diese Aufmerksamkeit dann auch monetär niederschlägt, umso besser. Ich bin kein Fan der Ansicht, dass man nur Kunst um der reinen Liebe zur Kunst machen sollte. Was oft übersehen wird, ist, dass Kunst und damit auch das Schreiben, im wesentlichen Arbeit ist und man von bloßer Bewunderung nicht satt wird. Selbst wenn man mit Leidenschaft dabei ist (was man sein sollte), bezahlt die Leidenschaft allein nicht die Materialien, die Miete oder die übrigen Rechnungen. In jeder anderen Profession ist es üblich, dass, wenn man eine Arbeit macht, man dafür bezahlt werden sollte. Lediglich von den Künstlern wird erwartet, dass sie ihre Arbeit um der Liebe zur Sache tun, was wie so viele Dinge, die heute im künstlerischen Bereich im Argen liegen ein, Relikt der Romantik ist. Kunst um der Kunst willen ist eine Erfindung der Neuzeit. Davor war es selbstverständlich, dass erfolgreiche Künstler auch wirtschaftlich auf der Höhe waren. Eines sollte klar sein, sobald man sich vom ideologischen Ballast befreit hat: Ohne den Willen, bezahlt zu werden, bleibt das, was man tut, ein bloßes Hobby.
Jenseits des Hobbyistentums gibt es nun grundsätzlich zwei Wege, die man einschlagen kann: Die Kommerzialisierung hin zur Massenware oder die Produktion von »Luxuswaren« mit aufwendiger Gestaltung und vielschichtigem Aufbau. Auf den Autor bezogen bedeutet das, dass man im Wesentlichen zwei Typen unterscheiden kann: den Handwerker, der schnelle Leseware zu geringen Preisen produziert, um durch große Stückzahlen Geld zu verdienen und den Künstler-Autor, der weniger, aber künstlerisch höherwertige Texte produziert, die dann nur weniger Leser erreichen (weil es für höherwertige Ware weniger Kunden gibt) und deshalb höherpreisig sein müssen.
Ich will damit nicht sagen, dass das eine oder das andere mehr Berechtigung hat. Es sind einfach zwei unterschiedliche Wege, an die Sache heranzugehen. Wichtig ist aber, dass man sich im voraus klar ist, welche Lesergruppe man erreichen möchte.
Grundvoraussetzung für den Erfolg
Wesentlich auch für den ökonomischen Erfolg ist, dass man weiß, worauf man hinauswill. Erfolg ist nichts Absolutes, sondern immer relativ zu einem Ziel, dass man sich gesetzt hat. Das heißt zwar noch nicht, dass das Ziel für sich gut sein muss, oder in irgendeiner Weise erstrebenswert, aber es ist wichtig, dass man einen Fixpunkt hat, auf den man sich konzentrieren kann.
In Bezug auf das Projekt, ein erfolgreicher (also gelesener) Autor zu werden, heißt dass, dass man sich nicht allein um das Schreiben des Buches an sich Gedanken machen sollte, sondern auch darum, wie man seine Texte so produziert und verkauft, dass sich das Projekt selbst trägt.
Letztendlich ist man als Autor ein Entrepreneur/ein Ein-Mann-Start-Up, dass unter hohem Risiko ein Produkt herausbringt. Deshalb ist es so wichtig, dass man die ökonomische Seite in den Griff kriegt. Dazu muss man sich schon im Voraus Gedanken machen, was zielführend ist und was nicht. Der wesentliche Punkt ist aber wie bei allen ökonomischen Vorhaben, dass man Kosten möglichst reduziert. Lektorat, Covergestaltung und Layout sind teuer, genauso wie »professionelle« Schreibsoftware. Hier gilt als oberste Maxime: Was ich einsparen oder substituieren kann, sollte ich einsparen!
Der Grund ist einfach: Geht man den traditionellen Weg in der Herstellung und Vermarktung eines Buches, so wird man überschlägig rund 2.000 € Produktionskosten pro Buch veranschlagen müssen (ca. 1.200 € Lektorat, 300 € Cover, 300 € Layout und ca. 200 € für ein einschlägiges Schreibprogramm). Rechnet man noch Schreibseminare, Besuche auf Konferenzen usw. dazu, kommt man schnell auf Kosten von 2.500 oder mehr Euro.
Das heißt aber, dass man erst diese 2.500 € eingenommen haben muss, bevor man beginnt, mit dem Buch etwas zu verdienen (der sogenannte Breakeven Point). Man müsste 250–300 Printexemplare in üblicher Seitenzahl (250+) und Preisgestaltung (ca. 10–12 €) verkaufen, was für einen Indieautor eine ambitionierte Zahl ist, wenn man bedenkt, dass auch bei großen Verlagen von den Midlist-Titeln in der Regel ebenfalls nicht mehr als 500 Exemplare gedruckt werden.
Man muss sich im Klaren darüber sein, wohin man gehen möchte
Die Realität wird bei den meisten Kleinautoren eher so aussehen, dass die Verkäufe eher bei 100 Stück liegen werden. Das heißt im Umkehrschluss, dass man – die »traditionelle« Vorgehensweise vorausgesetzt – die Produktionskosten nicht wieder wird einspielen können. Damit bleiben aber nur zwei Wege, die man so beschreiben kann: Entweder man betreibt das Self Publishing als mehr oder weniger kostspieliges Hobby oder man reduziert radikal die Produktionskosten. Wenn man dabei fair vorgehen möchte und bereit ist, die Dienstleister genauso fair zu bezahlen wie man selbst bezahlt werden möchte, stößt man allerdings schnell auf Probleme.
Grundsätzlich bin ich kein Fan von »Probearbeiten« und ähnlichen Konzepten. In der Regel ist jeder Künstler, der etwas auf sich hält, bereit, Arbeiten aus seinem Portfolio zu präsentieren. Das sollte ausreichen, um sich über den Stil und die Fähigkeiten des Künstlers ein Urteil bilden zu können. Ein ernsthafter Künstler wird zudem Preise nehmen, die für ihn kostendeckend sind. Ist das Angebot besonders »günstig« lässt das eher darauf schließen, dass der Anbieter entweder ahnungslos oder verzweifelt ist. Bei einem aus Stock-Material zusammengesetzten Cover kann man von realistischen Preisen von ca. 300 € ausgehen, während man bei einem exklusiven Cover mit eigens angefertigtem Bild usw. schnell im oberen dreistelligen Bereich landen kann.
Für den ökonomisch denkenden Self Publisher bedeutet das noch einmal (man kann es nicht oft genug betonen): Kosten senken! Es ist einfach notwendig, die anfallenden Kosten so weit wie möglich zu reduzieren. Wenn man dabei kein Preisdumping betreiben will, bleiben dem Autor eigentlich nur zwei Möglichkeiten, diese zu reduzieren: Bei der verwendeten Software und bei den Lektoraten.
Mögliche Lösungen
Die Reduktion der Softwarekosten ist relativ einfach zu bewerkstelligen, da es in allen für Autoren relevanten Bereichen entsprechende Open-Source-Software gibt. Es gibt zum Beispiel Open-Source-Programme wie den YWriter oder den QuollWriter, die kommerzielle Autorensoftware ersetzen können oder Software wie WriteWay, das vom Software-Hersteller zur freien Nutzung freigegeben wurde. Und selbst LibreOffice kann man so aufbohren, dass man eine für Autoren brauchbare Schreibumgebung erhält. Das Layout lässt sich mit Scribus und Open-Source-Schriften bewerkstelligen, von denen es inzwischen viele gibt, die professionellen Ansprüchen genügen. - Generell gilt: Alles, was du selbst tun kannst, kostet dich weniger.
Der zweite Punkt, durch den man die Kosten deutlich reduzieren kann, ist – so ungern ich das sage – das Lektorat. Es ist mit der größte Kostenpunkt und daher der Posten, bei dem man am ehesten Einsparungen erzielen kann. Ich bin ganz und gar nicht dafür, auf das Lektorat völlig zu verzichten. Wenn man mit seinen Büchern genug verdient oder zu den Glücklichen gehört, die noch ungenutztes Geld irgendwo herumliegen haben, kann und sollte sich ein Lektorat leisten.
Dennoch sind die Kosten für ein solches gerade für einen neuen Autor kaum zu stemmen. Man braucht also eine halbwegs funktionierende Alternative. Beliebig aus dem Internet oder Facebook zusammengeworbene Testleser können es nun nicht sein. – Was also dann?
Die für mich zielführendste Alternative ist, mit anderen Autor(innen) ein Korrekturkollektiv zu bilden, in dem die beteiligten Autoren gegenseitig ihre Texte überarbeiten. Das ist eine Lösung, die ein Lektorat nicht vollständig ersetzen kann, aber, gute Teammitglieder vorausgesetzt, zu akzeptablen Ergebnissen führt.
Generell ist wichtig, dass man den Aufwand um das eigentliche Schreiben herum minimiert. Dazu gehört auch, dass man plant, wann man welche Maßnahmen ergreift und welche von diesen voraussichtlich die größte Wirkung haben. Das fängt bei simplen logistischen Problemen wie zum Beispiel »Was mache ich zuerst? Das E-Book oder die Printfassung?« und geht über alle Bereiche des Self Publishing hinweg. Es ist wichtig, dass man ein übergeordnetes Ziel hat, damit man weiß, in welche Richtung man steuert. Ob man dieses Ziel nun wirklich erreicht, ist dabei erst einmal zweitrangig. Aber man braucht das Ziel als Fixpunkt am Horizont, der einem sagt, warum man etwas macht. Letztendlich ist nichts hinderlicher für das Vorankommen als die Unfähigkeit, sich für eine Sache voll und ganz entscheiden zu können.
Ohne Durchhaltevermögen gelangt man nicht ans Ziel
Um das zu erreichen braucht man zwei Eigenschaften, auf die letztendlich jeder Versuch basiert, seine Ziele zu erreichen: Ausdauer und den Willen sowie das nötige Wissen, seine Sache auch gegen Widerstände durchzusetzen. Denn nur wenn ich von allen dreien genug aufbringe, mein Ziel verfolge, werde ich lange genug am Ball bleiben, um letztendlich dort anzukommen. Wenn ich auf dem Weg dorthin Durststrecke aushalten muss -- So what?! Ich muss nur wissen, wohin mein Weg mich führt.
Ein Bonmot meiner jüngeren Tochter trifft es genau:
Wenn alle »nein» sagen, dann sage ich »DOCH!«
Dennoch sollte man nicht zu fanatisch an einer Sache festhalten, wenn sich abzeichnet, dass sich diese als falsch erweist. Es ist gut, ein Ziel zu haben, aber es ist nie das einzige. Und wenn sich ein besserer Weg ergibt, sollte man ihn gehen. Schließlich würde niemand bei vollem Verstand mit Enthusiasmus auf eine Klippe zu rennen, wenn er weiß, dass er zu Tode stürzen wird.