Samstag, 30. November 2013

Kunst und Kohle

Kassensturz                   Foto: Rainer Schütz | Pixelio
Auch wenn die Headline des heutigen Posts suggeriert, dass es um ein Ruhrgebietsthema gehen könnte, ist das nicht der Fall. Es geht tatsächlich darum, wo man sich informieren kann, wie man mit dem Geld umgeht, dass man mit etwas Glück mit den eigenen Texten verdient. Irgendwann kommt nämlich auch das Finanzamt auf die Idee, dass Autor-sein nicht nur ein Hobby ist, sondern eine Profession (wenigstens aber ein Nebenberuf). Für diesen Fall haben der Haufe Verlag und das Bayerische Staatsministerium für Finanzen zwei Broschüren herausgegeben, die einem Autoren in Steuerfragen weiterhelfen können.

Die 'Steuertipps für Künstler' des bayerischen Staatsministeriums für Finanzen geben ganz allgemein Hinweise, was man als Künstler in Sachen Geld verdienen alles beachten muss, wobei das Heft sich auch mit solchen Dingen wie Altersvorsorge (Künstlersozialkasse) oder Grundsicherung (in den Zeiten, wo kein Geld fließt) befasst.

Die 'Steuertipps für Autoren' aus dem Haufeverlag gehen dagegen gehauer auf autorenspezifische Steuerfragen ein. Der Text ist vor allem recht ausführlich,  was die Themen Umsatzsteuer, was kann ich absetzen und wie mache ich eine Abrechnung, die das Finanzamt auch ernst nimmt, angeht.

Daneben gibt es noch die Broschüre 'Alles, nur kein Unternehmer?' der Initiative Kreativwirtschaft, die weitere Informationen zum Thema Gründen in der Kreativbranche bietet.

Jeder der drei Texte ist als kompakte Einführung in die Themen Steuern und Autoren (Selfpublisher) als Unternehmer in jedem Falle lesenswert, um einen ersten Überblick zu bekommen. Sie lohnen sich für jeden Autoren, der das Schreiben nicht mehr nur als Hobby betreiben, sondern seine Autorenschaft professioneller angehen will.

Rechtlicher Hinweis:
Dieser Beitrag kann und will nicht eine Steuer- oder Rechtsberatung ersetzen. Er dient lediglich als Hinweis auf an anderer Stelle hinterlegtes Informationsmaterial. Für das an den genannten Stellen hinterlegte Material sind allein die herausgegebenden Stellen verantwortlich. Für rechtssichere Auskünfte wenden Sie sich bitte an einen Steuerberater oder Rechtsanwalt.

Donnerstag, 21. November 2013

Jenseits der schwarzen Berge - Statusupdate



Eigentlich hätte mein Buch schon längst im Layout befindlich sein sollen, aber wie so oft lösen sich die schönsten Pläne in Wohlgefallen auf, wenn sie mit der Wirklichkeit in Berührung kommen. Das Weihnachtsgeschäft werde ich aller Wahrscheinlichkeit verpassen, aber immerhin habe ich jetzt die Endkorrekturen am Manuskript vorgenommen. 

Was also ist passiert? 

Wie zu erwarten eine ganze Menge. Nach der Unknown 2013 bin ich erst einmal krank geworden. Dann gab es in den letzten drei Monaten viel auf der Arbeit zu tun (wir hatten zwei dicke Hefte, einen engen Zeitplan und noch ein Buchprojekt dazu (jedes Heft hat rund 300 Schreibmaschinenseiten, das Buch selbst kam auf rund neunhundert Druckseiten), so dass ich zugegebenermaßen am Abend oft zu erschöpft war, um mich noch an den Rechner zu setzen. 

Auch in der Familie gab es noch einiges zu tun. Alex, meine Frau,  musste im Oktober ins Krankenhaus, weil sie so gerade eben an einem Bandscheibenvorfall vorbeigekommen ist, so dass ich mich um andere Dinge kümmern musste. Nachdem sie dann wieder auf dem Damm war, hatte sich meine Jüngste entschlossen, Stuntfrau zu spielen,  indem sie versuchte, auf dem Spielplatz auf eine in voller Fahrt befindliche Drehscheibe zu springen. Das endete dann mit einer geprellten Kniescheibe und dem Verdacht auf einen Meniskusriss. Gott sei dank hat sich dann aber herausgestellt, dass außer der Prellung nichts geschehen war. Trotzdem war natürlich in dieser Woche nichts mehr mit schreiben. 

Inzwischen sitzt meine Angetraute, wie das ihr Job als Lehrerin so mit sich bringt, Tag und Nacht an Bergen von Klausuren, die korrigiert werden wollen (Wer behauptet, Lehrer hätten um zwei Uhr Feierabend, hat einfach ein Rad ab). Bleibt also auch wieder nicht viel Zeit, um zu schreiben oder etwas am Blog zu tun.

Und so geht das weiter ... Mal sehen, vielleicht wird es ja bis Ostern was. Ich habe jedenfalls keine Lust, mir selbst Druck zu machen. schließlich soll das Endprodukt ordentlich werden.

Euer Georg.

Freitag, 8. November 2013

[DB]: Der Aufzug des Grauens

Bahnhof Essen-Stadtwald | Quelle: Wikipedia

Wie manche vielleicht wissen, fahre ich regelmäßig (mit der Betonung auf mäßig) mit der Deutschen Bahn zur Arbeit. Heute bin ich der Bahn zu Dank verpflichtet, denn sie hat dafür gesorgt, dass ich meine gute Tat für diesen Tag schon am frühen Morgen tun konnte. 

Als ich den Weg zum Bahnhof herunterlief, sah ich, dass im zum Bahnhof gehörenden Aufzug (So ein schickes, gläsernes Modell, in das man von allen Seiten herein- bzw. herausschauen kann) eine Gruppe von vielleicht acht bis neun Kindern feststeckte. Davor sprangen die Kinder herum, die es nicht mehr in den nicht besonders großen Aufzug geschafft hatten und nun offensichtlich in Panik waren.

So weit so gut: Ich gehe also hin und frage, ob ich ihnen helfen kann und ob Jemand kommt, um die Kinder aus dem Aufzug zu befreien. Die Kinder eröffnen mir dann, dass Sie seit einer halben Stunde auf jemanden warten und schon mehrmals bei der Bahn angerufen hätten. Da die Jungs und Mädels nun nicht unbedingt Abiturienten waren und sich deshalb einer eher rustikalen Ausdrucksweise bedienten, bin ich mal davon ausgegangen, dass die Bahnbeamten in der Notrufzentrale sich ungefähr Folgendes gedacht haben werden: »Oh Gott, schon wieder so'nn paar pubertierende Spacken, die dumme Witze reißen...«

Wie dem auch sei – Seit einer halben Stunde hatte sich nichts getan. Also denke ich mir, helf' den Kindern und sprich selbst mit der Bahn, vielleicht nehmen sie einen Erwachsenen ja ernster, und gehe zur nächsten Notrufsäule, die nur ein paar Schritte weiter steht. Die wiederum zeigt auf ihrem Display, dass sie »AUSSER BETRIEB« ist. Gut, kann vorkommen, also gehen wir zur nächsten, es gibt ja noch mehr davon auf diesem Bahnhof. 

Was ich allerdings nicht bedacht hatte, war, dass wenn etwas bei der Bahn kaputtgeht, es wirklich gründlich kaputtgeht. Das heißt, auch die anderen Notrufsäulen waren ebenso kaputt wie die erste. Mein Handy hatte ich auch nicht dabei, weil ich es Anfang der Woche habe fallen lassen, was es mit seinem promten Exitus beantwortet hatte (die Bahn war ausnahmsweise am Tod meines Handys nicht beteiligt). Also bin ich Notrufsäulen- und Handy-los wieder zu den Kindern zurück, um sie zu beruhigen und nachzufragen, ob sie denn schon die Polizei angerufen hätten, vielleicht würde die ja besser zuhören als die Bahn. Inzwischen hatte eines der Kinder auch bei unseren Freunden in Blau angerufen, die auch schon bald kamen und das Problem mithilfe einer leuchtendroten Brechstange lösten. Das Schauspiel endete dann damit, dass der von erleichterten Kindern umringte Polizist dem langsam um die Ecke schlurfenden Bahntechniker, der dann doch endlich vorbeikam, freundlich die Hand schüttelte und ihm einen guten Tag wünschte.

Was mich allerdings furchtbar geärgert hatte, waren meine lieben Mitmenschen, die nichts besseres zu tun hatten, als mit blödem Gesichtsausdruck an dem Aufzug vorbeizugehen, ohne irgendetwas zu tun. Am besten war die dreiköfpige Familie in ihrem VW-Minivan, die Minutenlang unmittelbar neben dem Aufzug stehenblieb, bis ich um die Ecke kam und mit den Kindern redete. In diesem Moment musste die VW-Familie vom TEAM-Geist erfasst worden sein und sich gedacht haben »Toll, ein anderer machts!«. Papa schritt also zur Tat, startete den Motor des Autos und fuhr schnurstracks vom Parkplatz des Bahnhofs, um nie wieder gesehen zu werden.

Ich danke ihm für sein soziales Engagement!

Samstag, 2. November 2013

Aetherhertz von Anja Bagus: Independent-Steampunk der Extraklasse

Independent-Romane haben oft den Ruf, eher von zweifelhafter Qualität zu sein. Dass das nicht so sein muss, zeigt der Roman Aetherhertz von Anja Bagus, von dem ich sehr beeindruckt gewesen bin. Ich habe bisher wenige Independent-Romane gesehen, die ähnlich gut gemacht sind wie der Roman von Anja.

Bevor wir zum eigentlichen Interview kommen, möchte ich noch eine kurze Vorbemerkung machen. Aetherhertz spielt in einer sogenannten Steampunk-Welt, in der die Technologie eine Entwicklung genommen hat, die die Vision der Zukunft weiterdenkt, wie sie von Autoren wie Jules Verne Ende des 19. Jahrhunderts entworfen wurde. Üblicherweise werden Geräte in Steampunk-Erzählungen mit Dampf angetrieben. Ätherhertz bekommt seinen besonderen Dreh unter anderem dadurch, dass die treibende Kraft hinter den Gerätschaften eine Substanz namens Äther ist, die nicht nur Maschinen antreiben, sondern auch Menschen verändern kann. Diese Veränderungen und ihre Auswirkungen nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf die Gesellschaft, sind der Dreh- und Angelpunkt, um den herum sich Aetherhertz dreht. Doch nun lange genug um den heißen Brei geredet, lassen wir Anja selbst zu Wort kommen:

LF: Hallo Anja, schön, dass du die Zeit gefunden hast, dieses Interview mit mir zu führen. Du hattest mir auf der Unknown 2013 gesagt, dass Ätherhertz als NaNoWriMo-Projekt das Licht der Welt erblickt hat. Hast du davor schon kürzere Geschichten geschrieben oder ist dein erster Roman auch die erste Story, die du geschrieben hast?

Anja Bagus: Ich hab irgendwo einen angefangenen Sci-Fi Roman, aber das ist über 10 Jahre her. Seither habe ich nichts mehr geschrieben. Dann habe ich eine Kurzgeschichte für eine Steampunk Anthologie geschrieben, die noch nicht erschienen ist, und eben Aetherhertz.

LF: Dein Roman spielt ja in einem alternativen 1910. Wieviel Recherche hast du für das Setting betrieben, in dem Aetherhertz spielt, um deine Story authentisch erscheinen zu lassen?

Anja Bagus: Das meiste hab ich aus Wikipedia, bzw. einem Baden-Badener Stadtführer. Ich kenne die Stadt sehr gut aus meiner Jugend und bin ja am Rande des Schwarzwalds aufgewachsen. Die Sache mit der Zeit ... nun, irgendwie habe ich mich da oft auf mein Gefühl verlassen, und offenbar mit vielem Recht gehabt.

LF: Du hast mit Aetherhertz einen schriftstellerisch und technisch professionellen Roman abgeliefert. Was unterscheidet in deinen Augen Aetherhertz von anderen Steampunk-Romanen?

Anja Bagus: Steampunk ist oft nur ein Label, unter dem ein Abenteuer- oder ein Liebesroman verpackt wird. Aber die wahre Essenz von Steampunk, die habe selbst ich noch nicht so richtig einfangen können. Ich bin trotzdem oft genervt davon, dass alles mit "Dampf" betrieben werden soll. Das ist doch in der Realität leider sehr unhandlich. Daher kam ich auf den Aether (keine neue Idee, aber bei mir ist er halt ein wenig was Anderes ...).

LF: Was vermisst du an anderen Steampunk-Romanen?

Anja Bagus: Oje ... also sie sind mir oft zu klischeehaft. Ich mag es mir etwas auszudenken, was wirklich möglich wäre, und dann zu schauen, was sich daraus entwickelt, wenn man das Setting ändert. Aber es muss halt glaubhaft sein. Dampf um des Dampfes willen ist irgendwann langweilig.

LF: Würde Aetherhertz auch funktionieren, wenn die Geschichte in ein anderes Genre - z.B. klassische Science-Fiction oder Horror - versetzen würde?

Anja Bagus: Ich glaube schon. Inzwischen wird mir ja schon vorgeworfen keinen "Steampunk" geschrieben zu haben, sondern "Aetherpunk" ... Ein eigenes Genre zu gründen ist natürlich schmeichelhaft, aber so weit würde ich nicht gehen. Und amazon kategorisiert Steampunk tatsächlich unter Science-Fiction. 

Independent aus freien Stücken


LF: Machen wir einen Schlenker von deinem Roman zu dir selbst: Was hat dich dazu bewogen, Independent-Autorin zu werden?

Anja Bagus: Die Möglichkeit. Also seit kurzem gibt es eben erst die Möglichkeit, und ich wollte das Experiment wagen. Ich hatte keine Lust, mir den Spass durch Absagen vermiesen zu lassen. Ich wollte die Leser selbst entscheiden lassen.

LF: Du hast ja im Gegensatz zu manch anderen Independent-Autoren eine eigene, kleine Fangemeinde. Welche Kanäle sind für dich wichtig, um in Kontakt mit deinen Fans zu bleiben?

Anja Bagus: Ja, das Wort "klein" ist ein Stichwort. Steampunker sind noch eine Subkultur, und gut zu erreichen über das Internet. Wir treffen uns in Foren und natürlich auch in "echt", weil wir Spass an unseren Kostümen und Basteleien haben. Da war es leicht, eine Verbindung zu bekommen und zu halten. Ich bin Administratorin des größten deutschen Steampunk Forums (Rauchersalon vom Clockworker) und biete auch auf Facebook viele Möglichkeiten, auf dem Laufenden zu bleiben.

LF: Nutzt du Facebook und Google + auf unterschiedliche Weise?

Anja Bagus: Ja. Eigentlich nutze ich fast nur Facebook. Google+ würde ich gerne häufiger nutzen, aber Facebook macht es mir so viel leichter ... 

LF: Das alles kostet Zeit. Wieviel Zeit bleibt dir neben Beruf und Familie zum Schreiben?

Anja Bagus: Ich schreibe ja quasi "Vollzeit". Ich habe im moment keine andere Arbeit. Dank meines Mannes darf ich mich ganz auf meinen Erfolg konzentrieren.

LF: Was tust du, um die Zeit, die du zum Schreiben hast, möglichst gut zu organisieren?

Anja Bagus:Ich bin sehr diszipliniert und arbeite wirklich lang. Zu lang oft. Die Versuchung ist groß, den ganzen Tag am Rechner zu sitzen.

LF: Ganz zum Schluss noch eine Bitte: Hast du einen Tip für die Leute da draußen, die noch keinen Roman veröffentlicht haben?

Anja Bagus: Habt keine Angst, aber Respekt. Habt Respekt vor den Lesern, den anderen Autoren, den Bloggern und überhaupt allen Menschen gegenüber, die ihn verdient haben. Gebt aus Respekt euer Bestes, und das bedeutet vor allem: vergeudet niemandes Zeit mit unausgegorenen Ideen und Projekten, die noch nicht fertig oder spruchreif sind. Wer etwas geleistet hat, darf ruhig stolz herumstolzieren und gackern, dann muss man aber weiter machen und nicht stehen bleiben. Also, schreiben, schreiben, schreiben.

LF: Anja, ich danke dir für das Gespräch.