Freitag, 30. November 2012

Amazon bringt Publishing-Sparte nach Europa

Amazon bietet ja schon längere Zeit die Möglichkeit für Selfpublisher, Bücher als Kindle-Ebooks herauszugeben. Nun will der Internet-Riese auch in Europa als Verleger für gedruckte Bücher auftreten, ein Grund mehr für Independent-Autoren, zu jubeln und für die etablierten Verlage einer mehr, sich warm anzuziehen. Nähere Informationen gibt es bei Meedia.

Donnerstag, 29. November 2012

Einige Quellen zum Buddhismus


Da wir letztens im Blogzug-Chat eine angeregte Diskussion über den Buddhismus hatten, habe ich einmal mehrere Quellen zusammengefasst, auf denen man umfangreiches Material zum Thema findet. Allerdings sind die meisten Quellen auf Englisch, man sollte also halbwegs firm in dieser Sprache sein. Der Grund dafür ist, dass der Buddhismus im englischsprachigen Raum schon wesentlich länger Fuß gefasst hat als hier bei uns in Deutschland.

Buddhanet



Unter der Adresse buddhanet.net/ findet man ein umfangreiches Repository an Informationen zu allen Bereichen des Buddhismus. Besonders informativ ist die umfangreiche Bibliothek an EBooks, deren Themenspektrum von einführenden Texten bis zu komplexeren Themen reichen. Besonders interessant für den Einsteiger sind die Bücher Intuitive Awareness, Living Meditation, Living Insight und Anapanasati - Mindfulness of Breathing sowie das Handbook For Mankind.

Forest Sangha Publications



Forest Sangha Publications ist eine weitere Website, auf der man teilweise umfangreiche Ebooks herunterladen kann, wobei die dort zu findenden Publikationen der Theravada-Tradition in der Nachfolge von Ajahn Chan zuzuordnen sind.

The Mindfullness Bell



The Mindfulness Bell ist eine buddhistische Zeitschrift, die sich der Tradition Tich Nhat Hanhs verpflichtet fühlt. Nahezu alle Ausgaben sind im Archiv als PDF downloadbar. Wer sich über den deutschen Zweig des Orders of Interbeeings informieren möchte, kann das unter www.intersein.de tun.

dhammatalks.org



dhammatalks.org bietet ebenfall ein umfangreiches Verzeichnis langer und kurzer Texte zu verschiedenen buddhistischen Themen. Gut, wenn man nur wenig Zeit zum Lesen hat. Man sollte etwas Vorwissen mitbringen.

dharma.de



Dharma.de ist die Website der Deutschen Buddhistischen Union, die sich als Dachverband für alle Buddhistischen Gruppen in Deutschland sieht. Sie ist ein guter Startpunkt für weitere Recherchen.

wat-lao.org



Wat-Lao ist die Website des buddhistischen Klosters Wat Sibounheuang in Altlußheim bei Heidelberg. Es bietet einige einführende Texte zum Thema Buddhimus, die als Startlektüre dienen können.

Zentrum für Buddhismuskunde der Universität Hamburg



Das Zentrum für Buddhismuskunde der Universität Hamburg ist der zentrale Anlaufpunkt, wenn man sich wissenschaftlich mit dem Buddhismus beschäftigen will. Auch hier gibt es eine umfangreiche Sammlung an Texten.

Dienstag, 27. November 2012

Ach wärst du damals still geblieben! – Christa von Bernuths »Damals warst du still«


Manchmal kommt es vor, dass eine gute Idee sich in ihrer Ausführung als nicht annähernd so gut erweißt, wie man vor ihrer Umsetzung in ein Buch gedacht hat. Der Text scheint sich gegen seine Fertigstellung zu wehren, die Handlungsfäden werden zunehmend verworren und die beabsichtigte Stimmung will sich nicht recht einstellen. Doch warum? Meist ist ein gewisser Übereifer die Ursache. Man will zu viel in ein und die selbe Story packen, was dazu führt, dass die Erzählung grandios scheitert. Das lässt sich schön an Christa von Bernuths Thriller »Damals warst du still« [1] zeigen, dem genau das widerfahren ist.

Kurz zur Story: der 16-jährige Samuel Plessen wird tot und verstümmelt auf dem Gelände eines Clubs in München von den Drogenfandern David Gerulaitis und Janosch Kleiber aufgefunden. In seinen Körper ist das Wort 'warst' eingeritzt. Kriminaloberkommissarin Mona Seiler wird auf den Fall angesetzt. Bald stellt sich heraus, dass es eine weitere Tote gibt, die auf ähnliche Weise ums Leben gekommen ist. Auch auf ihren Körper wurde ein Wort eingeritzt. Seiler beginnt an eine Mordserie zu glauben.

Es stellt sich heraus, dass die Tote, Sonja Martinez, die Patientin von Fabian Plessen, dem Vater Samuels, war. Da ein Zusammenhang mit den Psycho-Seminaren Plessens vermutet wird, schleußt die Polizei Gerulaitis als verdeckten Ermittler ein. Er soll herausfinden, ob Plessen oder einer seiner Klienten in die Mordfälle verwickelt sind. Wärenddessen geht die Suche nach dem Mörder weiter, über dessen Innenleben wir durch eingeworfene Rückblenden, die von der frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter reichen, schrittweise mehr erfahren. Zugleich werden die psychischen Auswirkungen, die der Seminarbesuch auf Gerulaitis hat, geschildert. Es stellt sich heraus, dass der Mörder verwandschaftliche Verbindungen zu Plessen hat, wodurch die drei Handlungsstränge des Buches miteinander Verknüpft werden sollen.

Roman mit sprachlichen Aussetzern


Handwerklich ist der Text, was die Sprache angeht, weitgehend ordentlich, wenn auch nicht preisverdächtig geschrieben. Leider gibt es aber immer wieder kleinere sprachliche Aussetzer, die einem unbedachten Leser wahrscheinlich nicht auffallen würden, aber einem Lektor nicht hätten durchgehen dürfen. Ein Beispiel ist die Passage, in der es heißt 

»[...] Ohne Plessens Antwort abzuwarten, kramte sie in ihrer Tasche nach den Fotos von der Leiche. [...]«. 

Das ist umgangssprachlich und gehört nicht in den Erzähltext eines professionell geschriebenen Romans. Eher hätte man so etwas schreiben können wie 

»[...] kramte sie in ihrer Tasche nach den [Tatort]-Fotos, die die übel zugerichtete Leiche Sonja Martinez' zeigten.«

Eine weitere Stelle, die stilistisch nicht ganz rund ist, findet sich in folgendem Satz:, 

»Vielleicht lag es daran, dass sich in ihm an diesem Abend etwas, das von entfernt an ein schlechtes Gewissen erinnerte, bleischwer auf den Magen legte.« 

Das 'von' in dem eingeschobenen Satz ist an dieser Stelle völlig überflüssig und zieht auch hier den Satz ins Umgangssprachliche, ganz abgesehen davon, dass hier eine klassische Krimisprache emuliert werden soll.

Es ließen sich noch weitere Stellen finden, die die sprachlichen Probleme des Romans illustrieren könnten, jedoch reicht der Platz in diesem Artikel nicht aus, diese in aller Ausführlichkeit zu behandeln.

Strukturelle Probleme des Textes


Claudia von Bermuths Roman basiert auf einer interessanten Idee, – nämlich dem Leser einen Einblick in das Innenleben eines Mörders zu geben und so jenem nachvollziehbar zu machen, wie es zu den Taten gekommen ist, über die die Erzählung berichtet (Das erinnert ein wenig an Sebastian Fitzek oder Tess Gerritsen). Leider hat die Autorin die Idee bei der Ausführung ihres Romans etwas verschenkt.

Bermuth macht gleich zu Anfang der Erzählung den Fehler, mit der Tür ins Haus zu fallen, indem sie dem Leser einen Einblick in das Innenleben des Mörders gewährt und sich dabei auf das Soziopathen-Klischee vom kleinen Jungen, der gerne Tiere quält und eine gefühlskalte Mutter hat, zurückzieht. Dabei ist der Abschnitt von der sprachlichen Seite her gesehen völlig in Ordnung, er kommt lediglich zu früh im Roman und bietet dann statt einer tiefen psychologischen Deutung nur Allgemeinplätze, die jedem hinlänglich bekannt sein dürften, der schon einmal eine Serienmörderstory gelesen oder gesehen hat. Das setzt sich in den Rückblenden, die das Leben des Mörders illustrieren, fort. Stellenweise ließt sich der Text so, als ob er eine Zusammenfassung der Thesen von John Douglas, die er in »Die Seele des Mörders« und »Mörder aus Besessenheit« [2,3] zum besten gegeben hat, wäre.

Aber auch die Passagen, die sich um das Seminar Plessens entwickeln, sind nicht frei von Klischees, wobei jene in diesem Fall aus dem Bereich der Psychotherapie entstammen. Hier werden Versatzstücke aus verschiedenen Weltanschauungen und Therapieformen miteinander auf eine Art und Weise vermischt, die demjenigen, der sich mit diesen Themen schon einmal befasst hat, nur ein müdes Gähnen des »Um Gottes Willen, nicht schon wieder« entlockt. Da ist zum Beispiel das Familienstellen, das aus der systemischen Therapie entnommen wurde, sowie Versatzstücke aus Buddhismus und Yoga (es fehlt nur noch, dass jemand seinen Namen tanzen muss). Das alles ist so ungeschickt zusammengerührt, dass eine echte Einheit nicht zustandekommen will und so die Versatzstück als solche sichtbar bleiben.

Die Erzählung ertrinkt in einer Überzahl der Themen


Was aber letztendlich den Roman zum Scheitern bringt, ist gar nicht so sehr, dass er streckenweise die üblichen Klischees ausbreitet (Genreliteratur neigt ja generell dazu, sich formelhafter Ausdrucksformen zu bedienen), sondern vielmehr daran, dass sich Bernuth nicht entscheiden konnte, was für einen Roman sie eigentlich schreiben wollte. Jede Idee für sich hätte eine interessante Erzählung ergeben können, aber dadurch, dass sie all diese Ideen in einem Buch unterbringen wollte, ist keine einzige richtig zum Zug gekommen. Die Folge ist, dass über weite Strecken keine rechte Spannung aufkommen will, weil die Wechsel zwischen den verschiedenen Themenebenen seltsam unmotiviert wirken und die Ebenen nicht wirklich miteinander verknüpft sind (wie man dies klug angeht, kann man z. B. bei Tess Gerritsen sehen).

So hätte man aus der Innenschau des Mörders einen ganzen Roman schreiben können, der von dem Konflikt zwischen der Gedankenwelt des Mörders und seiner Verfolger lebt und die Hintergründe für die Entwicklung des Antagonisten zum Serienmörder aufzeigt. Ebenso hätte sich der Gwrulaitis-Strang zu einer eigenen Story ausarbeiten lassen können, in der man die Gefahren von Psycho-Kulten und die Auswirkungen, die deren Techniken auf ihre Opfer hat, ausarbeitet. Zudem hätte man aus der Eutanasie-Ebene, die ebenfalls im Roman vorhanden ist, eine Studie über die Fehlbarkeit von Menschen und die Grausamkeit des Naziregimes machen können.

Indem Bernuth nun versucht, all diese Ebenen in einer einzigen Erzählung zu verquicken, dreht sie jeder einzelnen Ebene die Luft ab, so dass sich keine einzige über das Klischee hinausbewegt und das Buch zu einem Roman macht, der schnell gelesen, aber auch schnell wieder vergessen ist.

Weniger ist mehr


Was lässt sich daraus also für das eigene Schreiben lernen? Im Wesentlichen, dass man nicht zuviel wollen sollte. Es ist schön, gute Ideen zu haben, aber man sollte nicht sein ganzes Pulver in einer einzigen Story verschießen und sich gut überlegen, wie die einzelnen Erzählebenen miteinander verknüpft werden können. Eine Idee sollte Teil einer Erzählung werden, weil sie die Erzählung voranbringt und nicht um ihrer selbst willen in die Story gezwängt werden.

Auch hier gilt: »Kill your Babies«. Tut man es nicht, hat das zur Folge, dass man die Story 'overworked' und schließlich mit einem konstruiert wirkenden Text voller Klischees dasteht, der mehr schlecht als recht funktioniert. Das ist übrigens auch bei »Damals warst du still« so. Bernuth muss, um die verschiedenen Stränge am Ende zusammenführen zu können, zu einem deus ex machina greifen, was erstens schlechter Stil und zweitens tödlich für jede Spannung in einem Krimi ist, da die Auflösung von außen aufgepfropft bleibt und künstlich wirkt.

Literatur


[1] Bernuth, Christa von: »Damals warst du still«, München 2005(1).
[2] Douglas, John u. Olshaker, Mark: »die Seele des Mörders - 25 Jahre in der FBI-Spezialeinheit für Serienverbrechen«, München 1998.
[3] Douglas, John u. Olshaker, Mark: »Mörder aus Besessenheit - Profiling: die erfolgreiche Jagd nach Triebverbrechern«, München 2000.

Donnerstag, 15. November 2012

Ankündigung: GETTING BOOKS DONE

Da ich immer noch auf das Buch warte, dass ich als nächstes besprechen wollte, möchte ich hier ein neues Projekt vorstellen:


Unter diesem Label werde ich in Zukunft immer wieder einmal nützliche Hilfsmittel für das Bücherschreiben einstellen. Dabei wird es sich meist um Listen und Formulare zum Organisieren der Schreibarbeit drehen. Als erstes gibt es den GBD-Buch-Cheatsheet, mit dem sich kleinere Buchprojekte nachhalten lassen:



Der Cheatsheet bietet in Form einer Abhakliste eine einfache Möglichkeit, im Auge zu behalten, wie weit ein Buchprojekt gediehen ist. Im Wesentlichen besteht er aus zwei Listen, auf denen einerseits der gesamte Fortschritt des Projektes nachgehalten werden kann



In der Kapitelliste kann man die Fortschritte für jedes einzelne Kapitel eintragen, wobei jeweils zwei Phasen unterschieden werden: Der Entwurf, in dem der Text (um)geschrieben wird und die Korrektur, in der der Text Korrekturgelesen wird. Insgesamt gibt es für jedes Kapitel drei dieser Phasen (mehr sind m. E. nicht sinnvoll). Mehr als drei Korrekturläufe lassen darauf schließen, dass mit dem Text etwas grundsätzlich nicht in Ordnung ist.


Darunter Befinden sich noch drei Felder, in die sich verschiedene Notizen eintragen lassen: Termine & Kontakte, Wichtige Ressourcen und Notizen (für Allgemeines). 

Ich wünsche euch viel Glück und gutes Gelingen! Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, könnt ihr mich unter dieser Mailadresse kontaktieren: info@literatura-fragmentata.de


Sonntag, 11. November 2012

Samstag, 10. November 2012

Neues Logo

Hallo zusammen! 

Jetzt, wo es mit meinem Blog richtig loßgeht, nachdem jahrelang post-technisch eher Flaute geherrscht hat, habe ich mir überlegt, etwas für die "Corporate Identity" meines Blogs zu tun und Literatura Fragmentata ein neues Logo zu spendieren:



Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum ein halbgeschlossenes Auge als Logo? Der Grund ist (zumindest in meinen Augen) einfach zu erklären. Der Blogtitel Literatura Fragmentata bezieht sich darauf, dass ich der Ansicht bin, dass wir Menschen nicht in der Lage sind, die Welt in ihrer Ganzheit zu erfassen. Wir sehen immer nur einen Teil der Wirklichkeit, ein Fragment vom Ganzen. Das gilt auch und insbesondere für kulturelle Phänomene wie Kunst und Literatur.

Deshalb habe ich mir das halbgeschlossene  Auge als Logo für Literatura Fragmentata ausgesucht. Es soll im Gegensatz zum allsehenden Auge zeigen, dass man immer nur einen Teil der Wirklichkeit sieht, andere wiederum nicht. Es soll eigen, dass es nicht nur einen Weg, die Dinge zu sehen, gibt und wir nicht davom ausgehen können, dass unsere Sicht der Dinge die einzig richtige ist.

Außerdem habe ich noch mehrere Logo-Varianten entworfen, die ihr verwenden könnt, wenn ihr auf Literatura Fragmentata verlinken wollt. Außerdem werde ich sie für meine Publikationen in PDF- und anderer Form verwenden.





Leider muss ich zugeben, dass die Idee mit dem halbgeschlossenen Auge nicht ganz auf meinem Mist gewachsen ist. Die ursprüngliche Idee dazu stammt aus dem Roman "Die Brücke der Vögel" von Barry Hughart. Dort benutzt eine der Hauptfiguren, der weise Li Kao, das Auge als Aushängeschild für seine 'Detektei':


"Dann gab mir der Himmel ein Zeichen. Ich hatte das Ende der Allee erreicht und wollte auf der anderen Seite zurückgehen, als plötzlich ein Sonnenstrahl durch die Wolken brach und wie ein Pfeil in eine schmale gewundene Gasse schoss. Es fiel auf ein Schild mit einem Auge, doch dieses Auge stand nicht offen. Es war halb geschlossen.

'Die Wahrheit wird teilweise enthüllt', schien dieses Auge zu sagen.

'Manche Dinge sehe ich, andere nicht.'
Wenn es sich um diese Botschaft handelte, dann war es das erste Vernünftige, was ich in Peking gesehen hatte." [1]


Insofern ist mein halbsehendes Auge als Hommage an das halbgeschlossene Auge Li Kaos zu sehen.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu den Logos unten in der Kommentar-Sektion, hinterlasst,

Euer Georg

[1] Hughart, Barry: "Die Brücke der Vögel", Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt am Main 1986. ISBN 3-8105-0821-7.

Mittwoch, 7. November 2012

Keine Angst vor‘m weißen Blatt

Die Angst vor´m weißen Blatt - (c) G. Sandhoff


„Als er das Moleskine öffnete, hatte er das Gefühl, ein Schriftsteller zu sein. Er nahm den Stift, drückte auf den Knopf an dessen Ende und sah, wie die Spitze der Mine dem Stachel einer Wespe gleich hervorschoss.

Er war bereit.

Doch als er den Kugelschreiber auf das Papier setzen wollte, war da — Nichts! Nada, Niente! Der Autor starrte auf das Blatt vor ihm, bis die leeren Zeilen vor seinen Augen zu verschwimmen schienen. Seine Hand zitterte. Die Spitze des Kugelschreibers verharrte wenige Milimeter über dem Papier, ohne dass es ihm gelingen wollte, sie auch nur einen dieser wenigen Milimeter vorwärts zu bewegen.

Einige Augenblicke bedachte der Autor die Seite mit bösen Blicken, die weiße, linierte Fläche, die es sich im Umschlag aus gewachstem Kunstleder bequem gemacht hatte wie in einem warmen Bett. Er hasste sie. Doch was nutzte das, sie würde heute so unbefleckt bleiben, wie sie es gewesen war, als sie vom Buchbinder in den Umschlag gebettet wurde. Schließlich ließ er resigniert den Stift fallen und stand auf, um in den Keller zu gehen, wo er seine Trauer in einer oder mehreren Flaschen Pinot Grigio zu ertränken hoffte.“


Nicht nur unser (hypothetischer) Autor, sondern fast jeder hat sie schon einmal erlebt, die Angst vor dem weißen Blatt. Doch was eigentlich ist sie (schließlich ist ein Blatt Papier nicht besonders angsteinflößend) und wie lässt sie sich überwinden? Der Post bietet einige Anregungen zu diesem Thema.

Tatsächlich ist die Angst vorm weißen Blatt meist darin begründet, dass man es zu gut mit sich meint. Man glaubt, direkt beim ersten Mal etwas Perfektes zu Papier bringen zu müssen. Zum Teil ist das der aus der Romantik stammenden Vorstellung geschuldet, dass man einen genialen Funken in sich tragen müsste, um etwas zu Papier bringen zu können. Wenn dieser Funken Genialität ausbleibt — nun ja, man kann sich denken, was dabei herauskommt. Schaut man sich aber die Biographien solcher Menschen an, die man gemeinhin als „Genies“ bezeichnet, z. B. Goethe, Schiller oder Kafka, dann fällt auf, dass sie entgegen dem Klischee nicht einsam und allein in ihrem Stübchen große Werke verfasst haben, sondern immer Teil einer Gruppe von Leuten mit gemeinsamen Interessen waren, wenn auch der herausragende. Damit ist auch schon der erste Faktor genannt, der helfen kann, eine Schreibblockade zu überwinden: Man mus sich mit anderen zusammentun. Durch den Austausch und die Rückmeldungen der Anderen lernt man, sein Geschriebenes von Seiten zu sehen, die man selbst nie gesehen hätte.

Den „Autoren“ in sich töten


Auch die eigenen Vorstellungen davon, wie ein Autor zu sein hat, können ein Hemmnis auf dem Weg sein, die sie Story vom Kopf auf das Papier nehmen muss. Man denkt, man selbst, dass Geschreibsel, die Art und Weise, wie man es vorträgt wäre nicht guut genug, man würde sich sicherlich blamieren usw. was mit ziemlicher Sicherheit dazu führt, dass man die Geschihcte gleich sein lässt. Besonders feines Equipment kann manchmal abschreckend wirken, weil man es nicht wagt, in das sündhaft teure Notizbuch etwas zu schreiben, dass unter der „Perfekt“-Marke liegt. Manchmal ist es deswegen besser, den ersten Entwurf einfach auf ein paar Blätter Schmierpapier zu schreiben oder ein billiges Notizbuch zu benutzen. Wenn das Geschriebene dann zu schlecht ist, fällt es leichter, ein solches Stück wegzuwerfen, als ein teures Schriftsteller-Statussymbol im Ledereinband. Man muss sich von seinen Vorstellungen, wie ein „Autor“ zu sein hat, trennen, sie hinter sich lassen, um schreiben zu können. Das ist mit den Autor töten gemeint.

Einer der besten Wege, die Angst vorm weißen Blatt zu überwinden ist tatsächlich, sich hinzusetzen und einfach irgendetwas zu schreiben. Das muss nichts Sinnvolles sein, einzelne Wörter, Unsinn, die Eindrücke, die man in einem Straßencafé sammelt oder, wenn gar nichts hilft, die Tatsache, dass man gerade nicht in der Lage ist, zu schreiben. Letztendlich besteht der ganze Trick darin, sich zu überwinden, einfach auch mal Schund zu schreiben. versucht man dagegen auf den richtigen Moment, die Inspiration oder einen Anflug von Genie zu warten, wartet man meistens vergebens.

Für Geld schreiben hilft


Ein guter Weg, sich derartige Flausen aus dem Kopf zu treiben, ist die Mitarbeit in einer Redaktion, gleich welcher Art sie ist. Das kann die Redaktion einer Schüler-, einer Studenten- oder auch einer Lokalzeitung sein. Wenn man viel Glück hat, darf man für eine Zeitschrift schreiben. Wichtig ist, dass die Publikation regelmäßig erscheint.

Die Tatsache, dass man an feste Termine gebunden ist und, zumindest, wenn es sich um eine professionelle Redaktion handelt, kein Geld kriegt, wenn man nicht liefert, ist sehr motivierend, das übermäßige Polieren am Text sein zu lassen. Nehmen wir das Beispiel einer Lokalredaktion. Der Autor hat den Auftrag erhalten, die Sitzung des örtlichen Kaninchenzüchtervereins zu besuchen. Die Sitzung beginnt um 14:00 Uhr und dauert bis 16:00 Uhr. Vereinbart sind 1000 Zeichen. Um 16:00 kommt man aus der Veranstaltung, fährt nach Hause und setzt sich vor den Rechner. Jetzt hat man noch etwa anderthalb Stunden, um den Text in der Redaktion abliefern zu können, denn um 18:00 ist Redaktionsschluss. Was danach herinkommt schafft es nicht mehr in die Zeitung und das bedeutet, kein Geld!

Bei 1,5 Stunden bleibt keine Zeit, lange an dem Text zu feilen oder sich Gedanken um Inspiration, Genie oder sonst etwas zu machen. Entweder man schreibt, oder das Portemonais und der Kühlschrank bleiben leer. Journalistisch zu schreiben zwingt den Schreibenden dazu, alle Zweifel über Bord zu werfen und kurz, knapp und vor allem über beliebige Themen präzise zu schreiben. Man hat keine Zeit, Angst vor dem leeren Blatt zu entwickeln. Mit zunehmender Übung wird man dann feststellen, dass einem der Einstieg in den Schreibprozess immer leichter fällt.

Andere Wege


Hat man nicht das Glück, für eine Redaktion arbeiten zu dürfen, muss man sich auf andere Strategien verlegen. Oft hilft, das Schreiben in einem festen Rahmen unterzubringen. Man könnte zum Beispiel feste Zeiten für sich definieren, zu denen geschrieben wird, vielleicht jeden Mittwoch von 21:00 bis 23:00 Uhr, oder sonntags zwei Stunden am Nachmittag. Man nimmt sich vor, in dieser Zeit nichts anderes zu tun, als zu schreiben, ganz gleich, was dabei herauskommt. Man sollte sich keine Ziele vornehmen, die nicht zu bewältigen, es reicht völlig aus, wenn man überhaupt geschrieben hat. Ebenso wichtig ist, sich für das Gesamtprojekt ein festes Ziel zu setzen. Hat man sein Schreibpensum erfüllt, sollte man sich belohnen, damit das Ereignis als positiv in Erinnerung bleibt.

Hilft das alles nicht, ist es manchmal besser, das Schreiben für diesen Tag sein zu lassen und eine Nacht über die Sache zu schlafen, und sich am nächsten Morgen wieder an den Text zu setzen. Eine andere Möglichkeit, eine Blockade zu durchbrechen, besteht darin, den Text von einem vertrauenswürdingen Freund gegenlesen zu lassen. So ist es möglich, anhand der Hinweise des Gegenlesers mögliche Stolperstellen zu entdecken und den Text zu verbessern.

Letztendlich muss es darum gehen, ganz gleich, welchen Weg man einschlägt, konsequent am Text zu arbeiten, ganz gleich, für wie schlecht man das eigene Geschriebene hält. Wie im Sport wird man nur dann gut, wenn man ständig trainiert. Dabei ist völlig gleichgültig, ob man eine schlechte Trainigseinheit absolviert hat oder eine Gute. Der Trainingseffekt stellt sich trotzdem ein.

Schreibblockade - (c) G. Sandhoff

Procedural Painting mit Harmony

Neben meinen literaischen Ambitionen ist Digital Painting eines meiner Interessensgebiete. Nun bin ich auf das Programm Harmony gestoßen, mit dessen Hilfe man schnell sehr eindrucksvolle Skizzen entwerfen kann. Dazu benutzt das Programm eine Methode, die sich Procedural Drawing nennt. Man zeichnet die groben Linien und das Programm legt die Schraffuren automatisch an. Doch nun genug geredet: Lassen wir die Bilder für sich selbst sprechen. Jedes dieser Bilder wurde nur mit der Maus in unter zwei Minuten angelegt.






 

Sonntag, 4. November 2012

Mein Name ist Craig, Daniel Craig


Habe mir gerade den neuen Bond gesehen. Deswegen nur ein paar kurze Notizen, bevor mir die ganzen Einfälle  wieder aus dem Kopf geraten. Abgesehen davon, dass die Idee zu Skyfall aus Mission Impossible (böser Exagent klaut Liste mit Agentennamen) geklaut war, fand ich den Film sehr interessant und geradezu still. Kein ständiges, hektisches Hantieren mit technischem Spielzeug, nur klassische Handarbeit. Der Film hatte fast eine Anmutung wie klassische Agentenfilme. Javier Bardem als Bösewicht war erfrischend irre, ausserdem hatte er endlich einmal ein plausibles Motiv jenseits von Weltbeherrschung - Rache (abgesehen davon, dass Silva einen Mutterkomplex hatte).
Jedenfalls ist der Film anders inszeniert als die Bondfilme, die ich sonst so kenne und das sind einige.

Anschauen, ist interessant!

Donnerstag, 1. November 2012