Freitag, 29. Mai 2015

Ein effektiver Workflow mit Markdown


Ich experimentiere nun schon seit einiger Zeit mit Markdown herum und benutze es regelmäßig, um meine Blogpost damit vorzubereiten. Jetzt habe ich mir einen Workflow überlegt, von dem ich hoffe, dass ich mit ihm meine Bücher in Zukunft effektiver schreiben kann.

Markdown hat für mich gegenüber traditionellen Textverarbeitungsformaten wie zum Beispiel Word (Doc(x)) zwei unschätzbare Vorteile: Einerseits basiert es auf schlichten Textfiles, so dass ich meine Texte notfalls mit jedem simplen Textdeditor öffnen kann, und andererseits verleitet es nicht dazu, sich visuellen Spielereien hinzugeben, da die Gestaltung des Textes semantisch festgelegt ist. Ich weise dem Text nicht ein Bündel von Formatierungen zu, wie das zum Beispiel in Word üblich ist, sondern eine Kategorie (z.B. Überschrift 1, fett, kursiv). Der Vorteil liegt in einer besseren Verarbeitbarkeit des Textes, da jede Auszeichnung eindeutig definiert ist (wer schon mal einen Text korrigieren musste, an dem mehrere Autoren in Word herumformatiert haben, weiß, wovon ich rede). 


1. Schritt: Das Manuskript

 

Das Manuskript wird, wie gesagt, in Markdown geschrieben. Ist es fertig, drucke ich es aus, um den Text gründlich Korrekturzulesen (in der Regel mehrmals, man findet so gut wie nie alle Fehler im ersten Durchgang). Anschließend werden alle Korrekturen in das Manuskript eingepflegt.

2. Schritt: Die Betaphase


Nachdem ich meine Korrekturläufe abgeschlossen habe, wird es in eine RTF-Datei umgewandelt, die ich auf Google Docs hochlade. Dort können die Betaleser und das Lektorat ihre Korrekturvorsschläge eintragen. Auf diese Weise können mehrere Personen gleichzeitig an dem Text arbeiten. Zudem werden Parallelkorrekturen vermieden. Nach der Betaphase werden die Korrekturvorschläge in das Manuskript eingearbeitet. 

3. Schritt: Das EBook wird gebaut


Ist das Manuskript »Druckreif«, wird zunächst die EBook-Fassung gebaut und auf technische und formale Fehler durchgesehen. Erst nachdem das EBook fertig ist, gehe ich zur Printfassung über. Das hat den Grund, dass ich ein langwieriges Hin- und Herkorrigieren zwischen der Print- und der Digitalversion vermeiden möchte.

4. Die Printfassung setzen


Schließlich wird die Printfassung gesetzt und noch einmal ausgdruckt. Auch diese Druckfahne wird auf Satzfehler und technische Probleme durchgesehen. Sind hier alle Fehler beseitigt, wird das Manuskript aus den Druckserver (z.B. Createspace) hochgeladen.
Ich erhoffe mir davon, dass mein Workflow insgesamt konsitenter wird und ich so etwas Zeit spare und weniger an Nerven lassen muss als beim letzten Mal.

Samstag, 23. Mai 2015

Ideale Paläste


Es ist morgens, irgendwann in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, irgendwo in der Französischen Provinz. Der Postbote Ferdinand Cheval stolpert über einen seltsam geformten Stein. Am Tag darauf beginnt Herr Cheval damit, weitere Steine zu sammeln, eine Tätigkeit, die er sein ganzes Leben lang beibehalten wird, um aus diesen seinen idealen Palast zu bauen, eines der unglaublichsten Gebäude dieser Welt.
 
Der Palais Ideal Marine69|Wikipedia.org
Manchmal genügt solch ein einzelner Stein, um ein ganzes Leben umzukrempeln. Mich hat die Geschichte um den idealen Palast fasziniert, seit ich mit 13 Jahren zum ersten Mal von ihr gehört (bzw. von ihr gelesen) hatte. Ich weis noch genau, wie ich im Garten meines Großvaters einen Zeitungsartikel über diesen selstamen Mann laß, der aus gefundenen Kieseln ein Haus gebaut hatte, das es kein zweites Mal auf dieser Welt gab. Ich schaute mir das grobgerasterte Foto an, das den Palast zeigte, der aussah, als ob seine Teile von Korallen oder tropfsteinen überwuchert wären, und dachte mir: »Sowas willst du auch machen!«.

Relativ schnell habe ich dann begriffen, dass es in Deutschland nicht möglich ist, so ein Gebäude einfach so zu bauen, weil sich tausende Faktoren (Nachbarn, der "gesunde" Menschenverstand und nicht zuletzt die Behörden) dagegenstemmen. Und so habe ich mich dem Schreiben und schließlich der High Fantasy zugewendet.

Die Welt, die ich seitdem konzipiert und über Jahre hinweg ausgebaut habe, ist mein "idealer Palast", eine Art Gesamtkunstwerk, dass mir ermöglicht, bestimmte Sachverhalte, die durch eine realistische Schreibweise verdeckt würden, quasi im "Labor" zu durchdenken (Dazu gehört zum Beispiel die Frage, wie können ganz unterschiedliche Charaktere zusammenleben, was richtet Gier an, wie spiegelt sich die Persönlichkeit des einen im Charakter des anderen?). Fantasy bot sich für mich auch deshalb an, weil ich schon als kleiner Junge von Abenteuergeschichten, Rittern und nicht zuletzt von Archäologie fasziniert war (Terra X war eine meiner Lieblingssendungen)

Außerdem ist der Unterschied zwischen dem "realistischen" und dem "phantastischen" Schreiben ganz ähnlich wie der zwischen einem Bürohaus und dem Palais Ideal: Das Bürohaus erfüllt seinen Zweck, aber es gibt einem nicht dieses "Wow"-Gefühl, das man hat, wenn man vor etwas absolut Einzigartigem steht.

Nicht zuletzt hat mich die Beschäftigung mit meiner Welt dazu gebracht, mich mit Themen wie Stadtmorphologie und - Entwicklung, Geologie und Geographie aber auch mit Ökologie und Anthropologie sowie verschiedenen anderen Themen zu beschäftigen. Das alles hätte ich nie gefunden, wenn ich mich mit einer realistischen Schreibe zufriedengegeben hätte.

Ich kann mir noch eine Menge Dinge vorstellen, die man mit Tamath anstellen könnte, zum Beispiel Comics oder Hörbücher daraus zu machen oder ein Anime, Computerspiele und vieles mehr. Leider braucht man für all das eine ganze Menge mehr als nur Zeit (aber das ist ja kein Grund, nicht davon träumen zu dürfen).

Im Moment bin ich in den Vorbereitungen für das zweite Buch aus der Legenden von Tamath-Reihe. Es sei nur soviel verraten, dass uns die Prinzessin, die Zwergenbrüder und natürlich Caumara und Tauwara wiederbegegnen werden. Die Geschichte wird weit in die Geschichte der Zwergenheitn ausgreifen und ein Ereignis beschreiben, das die Kultur der Zwerge bis heute prägt.

Daneben arbeite ich an einem kleinen Kurzgeschichtenband, dessen Onlinefassungen ich, sobald er fertig ist, kostenlos hier auf dem Blog zur Verfügung stellen möchte. Die Printfassung wird es dagegen auf Amazon zu kaufen geben – genauso schön layoutet wie schon Jenseits der schwarzen Berge.

Sonntag, 3. Mai 2015

Können Self Publisher kooperieren? Auswertung der Blogparade


Es ist jetzt schon einige Tage her, dass meine Blogparade "Können Selfpublisher Kooperation?" ausgelaufen ist. Jetzt geht es daran, die Ergebnisse auszuwerten. Beteiligt haben sich Vera Nentwich, Kari Lessir und Thorsten (der Küperpunk) Küper, die jede bzw. jeder für sich lesenswerte Beiträge zum Thema Kooperation beigesteuert haben.

Ich will jetzt nicht lange abschweifen (zumindest nicht an dieser Stelle), und direkt zu den Ergebnissen kommen, die Vera, Kari und Thorsten zusammengetragen haben:

Kari Lessir betont die Tatsache, dass es unter Autoren im Allgemeinen und Selfpublishern im Besonderen keinen Grund geben sollte, unkooperativ zu sein wenn sie sagt:

"so schnell ein Buch gelesen ist, so schnell ist keines geschrieben. D.h. die Nachfrage nach guten Büchern ist ausreichend groß, egal ob sie von Verlags-, Hybrid- oder Indie-Autoren verfasst wurden. In meinen Augen bedeutet das eben auch, dass wir Selfpublisher uns nicht gegenseitig die Leser streitig zu machen brauchen. Mein Stil und meine Bücher sind einzigartig, genauso wie dein Stil und deine Bücher. Wer meine Bücher liebt, mag vielleicht auch deine, vielleicht aber auch nicht."

Das deckt sich gut mit meiner Auffassung von den Dingen. Wenn in meinem Fall jemand Fantasy mag, dann wird er auch die Bücher von z. B. Bernd Badura lesen oder die von Dirk Steinert. Wer sich als Leser in einem Genre bewegt, denkt nicht daran, ob er jetzt Buch x oder y ließt, sondern eher, welche Bücher es aus diesem Bereich noch gibt.

Kari betont, und das finde ich sehr wichtig, dass man sich durch gegenseitige Unterstützung insgesamt weiter voranbringen kann, sei es, dass man sich einem Verband oder einem Netzwerk wie Qindie anschließt, sich an Autorenforen wie den ewriters anschließt oder auf Genre-Ebene oder im Lokalen zusammenarbeitet.

Sie betont aber auch, dass es immer nur wenige "Macher" gibt, die so eine Kooperation vorantreiben und sagt, dass es sich dabei um ein allgemeines Phänomen handelt. Dennoch ist Kooperation der Schlüssel, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Kari umschreibt das sehr gut in ihrem Schlusssatz:

"Ich bin und bleibe der Meinung, es geht nur gemeinsam, wenn man als Selfpublisher Erfolg haben möchte. Alles andere ist Ego Streicheln, dilettantisch und schlichtweg eine Illusion."



Vera Nentwich betont ebenfalls die Sinnhaftigkeit von Kooperationen unter Selfpublishern, sieht aber auch die Probleme, die solche (an sich wünschenswerten) Zusammenschlüsse verhindern können. Sie macht das Scheitern (oder Erst-gar-nicht-Zustandekommen) von Kooperationen an fünf Faktoren fest: "Das gemeinsame Ziel fehlt", "Selfpublisher ist nicht gleich Selfpublisher", "es braucht den Motor", "der Nutzen muss spürbar sein" und "Selfpublishing ist sehr persönlich". Das bedarf natürlich der weiteren Erläuterung.

Im ersten Punkt zeigt Vera auf, dass für das Zustandekommen einer Kooperation ein gemeinsames Ziel vorhanden sein muss. Man muss definieren können, was der Gemeinsame Nutzen einer solche Kooperation ist

Im zweiten Punkt betont sie, dass Selfpublisher keine homogene Masse sind. Jeder hat eine andere Herangehensweise an das Thema Buch und andere Fähigkeiten und technische Vorraussetzungen. Hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen bedeutet erst einmal Aufwand, zu dem man bereit sein muss.

Im Punkt "Es braucht den Motor" spricht sie einen m. E. sehr wichtigen Punkt an. Jede Kooperation braucht Personen, die sie am Laufen halten, Dinge koordinieren oder managen. Gehen diese Personen verloren oder sind erst gar nicht vorhanden, wird es nichts mit der Kooperation.

Im vierten Punkt beschreibt Vera, dass der Nutzen, den man gemeinsam aus der Kooperation ziehen kann, nicht sofort offensichtlich wird. In einem Gespräch mit Vera habe ich das in Anlehnung an die Überraschungsei-Werbung den "Ü-Ei-Effekt" genannt. Man muss in der Lage sein, die Befriedigung seiner Bedürfnisse hinauszuschieben, um später die Ergebnisse "ernten" zu können.

Im fünften und letzten Punkt weist Vera noch einmal darauf hin, dass jede Art von Kreativität (auch das Selfpublishing) etwas sehr persönliches ist und viele davor zurückschrecken, ihr Werk der (eventuellen) Kritik anderer auszusetzen. Ich würde das so zusammenfassen: "Schmerzfrei lebt es sich am besten in der eigenen Seifenblase."

Trotz aller Schwierigkeiten, die sie sieht, ist Vera überzeugt, dass Kooperationen wichtig und sinnvoll sind. Man muss sich nur über die möglichen Hindernisse klar werden und dies offen kommunizieren.



Thorsten (der Küperpunk) Küper beschreibt seine Erfahrungen mit Kooperationen unter Selfpublishern und Klein(st)verlagen aus der Sicht eines Veranstalters. Thorsten organisiert virtuelle Autorenlesungen im Second Life und bietet so Autoren eine Plattform, sich und ihre Werke zu präsentieren. Er geht davon aus, dass sich Kooperationen fast zwangsläufig ergeben, sobald es einen Punkt gibt, an dem die verschiedenen Beteiligten mehr oder weniger regelmäßig zusammenkommen. Aus den gemeinsamen Auftritten ergeben sich nicht nur Kontakte während der Veranstaltung, sondern auch darüber hinaus, zum beispiel, in dem man über die verschiedensten Themen diskutiert.

Selbst der Versuch, jemandem mit ausgefahrenen Ellbogen zu begegnen kann letztendlich dazu führen, dass der so Angegangene für die Suchmaschinen und damit die Menschen, die sie benutzen, sichtbarer wird. Auf diese Weise bewirkt die moderne Suchmaschinentechnik, dass auch ein Angriff auf eine Person letztendlich zu etwas "Positiven" wird und sich der Angreifer letztendlich nur selbst schadet.

Grundsätzlich denke ich, dass man Thorstens Erfahrungen in der virtuellen Welt auch auf die wirkliche Welt übertragen kann. Sobald es einen Anlaufpunkt gibt, den Autoren regelmäßig besuchen können, wird sich darum ein Geflecht von Beziehungen entwickeln, die alle Beteiligten voranbringen können.

Sein Schlusswort bringt das treffend auf den Punkt:

"Kooperation zwischen Selfpublishern ist meiner Erfahrung nach nicht nur möglich, sie ist auch notwendig und funktioniert. Es wäre ziemlich dämlich, darauf zu verzichten."

Eine Art Nachwort (irgendwie)

Man kann die recht überschaubare Beteiligung an der Blogparade vermutlich auf zwei mögliche Gründe zurückführen. Der eine ist, dass mein Blog eine eher geringe Reichweite hat, der andere, dass das Thema "Kooperation" in Selfpubllisherkreisen auf wenig Interesse stößt. Ich hoffe, dass der erste Grund die Ursache dafür ist und befürchte, dass der zweite Grund zutrifft. Um das genauer zu erläutern möchte ich einmal kurz abschweifen:

Der Kybernetiker und Konstruktivist Heinz von Förster hat einmal den Konstruktivistischen Imperativ formuliert "Handle stehts so, dass sich deine Wahlmöglichkeiten erweitern." Das ist in meinen Augen etwas verkürzt, weil es andere Personen ausschließt. Eigentlich sollte es heißen: "Handle stehts so, dass sich deine Möglichkeiten und die aller anderen erweitern". Durch diese Umformulierung wird der Imperativ zu einer Regel, die nicht nur das Eigene Vorankommen impliziert, sondern die Erweiterung der eigenen Kompetenzen an die Erweiterung der Kompetenzen der Anderen koppelt. Leider hat sich in vielen Köpfen die Schrebergartenversion des neoliberalen Denkens festgesetzt.

Der erste Reflex scheint bei vielen zu sein, welchen kurzfristigen Nutzen habe ich davon? Der zweite Reflex ist, kann der mir an den Karren pissen? Die Analogie zum Schrebergarten ergibt sich dann daraus, dass man über die "Hecke" zum Nachbarn schaut, und sich darüber aufregt, dass die Primeln des Nachbarn so viel schöner blühen als die eigenen, bzw. Neid auf das Buch des anderen entwickelt. Manchen reißt es vielleicht sogar dazu hin, "Jauche" auf die "Primeln" des Anderen zu kippen, Dabei könnten beide schöne Gärten haben, wenn sie sich gegenseitig unterstützen würden.

Es wird Zeit, dass sich die Selfpublisher aus ihren geistigen Schrebergärten begeben. Ich sehe die Entwicklung so, dass sich die Szene weiter ausdifferenzieren wird. Es wird Hobbyisten geben, die einfach mal ein Buch schreiben wollen und damit zufrieden sind, Dilletanten, die ihr Buch für das Größte halten und nicht verstehen, warum es so schlecht wegkommt und des wird einen kleinen Teil geben, der sich professionalisiert und mit Anderen kooperiert zum gemeinsamen Vorteil. Die Möglichkeiten dazu sind zahlreich, das Spektrum reicht von informell bis zu organisiert, von privat bis zu ökonomisch (ich bin zum Beispiel ein großer Fan des Genossenschaftsgedankens, aber dazu mehr in eine anderen Post), man muss sie nur nutzen.

Insgesamt lassen sich meines Erachtens aus der Blogparade vier Schlüsse hinsichtlich der Auswirkungn von Kooperationen ziehen:
  1. Kooperationen sind schwierig.
  2. Kooperationen, die gelingen, machen die Beteiligten erfolgreicher, als sie es alleine wären und
  3. Es gibt nur wenige "Macher", die alles am Laufen halten.
  4. Eine funktionierende Kooperation organisiert sich häufig um einen gemeinsamen Anlaufpunkt.