Freitag, 31. Oktober 2014

Die Grenzen sprengen: Wie man gute Genre-Literatur schreibt



In den verschiedenen Foren ließt man oft die von Anfängern gestellte Frage, ob man sich an die Regeln des jeweiligen Genres halten sollte. Das ist einerseits verständlich,  zeugt aber andererseits von einer gewissen Unsicherheit. Mein Standpunkt dazu ist, dass man immer wieder den Blick über den Tellerrand des eigenen Genres werfen sollte, damit man nicht in festgefahrenen Gleisen einrostet.

Auch wenn man sich auf ein bestimmtes Genre eingeschossen hat, macht es Sinn, sich auch bei anderen Literatur- und Darstellungsformen (z. B. Film und Theater) umzusehen.  Das ist gerade dann wichtig, wenn man wie oben gesagt nicht innerhalb der Konventionen des eigenen Genres gefangen bleiben will. Man muss sich,  wie es so schön auf neudeutsch heißt,  aus seiner Komfortzone herauswagen.

Die Erzähltechniken, die in anderen Literaturformen zu finden sind, lassen sich ebenso in Texten der Genre-Literatur verwenden, wie dies in ihrem originalen Metier der Fall ist. Warum nicht in einem Fantasy-Roman erzählen oder die Geschichte wie in Uwe Johnsons 'Mutmassungen über Jakob' oder John Dos Passos 'Manhattan Transfer' fragmentieren?

Der Blick über die Genregrenzen hinaus führt immer zu einer Erweiterung der eigenen schriftstellerischen Möglichkeiten. 

Und das ist gut so.

Freitag, 24. Oktober 2014

Das Buch ist fertig: Und was nun?





Ein Buch zuende zu schreiben ist generell schon eine beachtenswerte Leistung. Jemand hat den Text Korrekturgelesen. Man hält das Manuskript in der Hand und ist froh. Doch wie geht es weiter? Um sich selbst die Veröffentlichung so leicht wie möglich zu machen, sollte man sich Gedanken machen, wie man sich in der Endphase die Arbeit erleichtert.


Ich selbst habe den Fehler gemacht, mit dem Manuskript direkt ins Layout zu gehen, statt zunächst das EBook fertig zu machen, um auf dessen Basis die Printfassung zu entwickeln. Das war aus zwei Gründen dumm. Erstens musste ich so die Grundlage für das EBook aus der fertigen Satzdatei (dem Druck-PDF) ziehen, was zu Konvertierungsfehlern führte, die ich erst mühsam wieder herauskorrigieren musste. Da ich die Konvertierung mit Calibre aus dem PDF heraus gemacht hatte, musste ich außerdem den Datenschrott, den Calibre mir in die Datei hineingeschrieben hatte, entfernen, was zusätzlich Zeit kostete. Zweitens habe ich mir so eine Chance versaut, das Buch vernünftig anlaufen zu lassen. Hätte ich das Ebook zuerst fertig gemacht, hätte ich dieses zuerst eine Zeitlang laufen lassen können, um so das Buch bekannter zu machen und die Bewerbung meines Buches besser zu koordinieren. Ich hätte mir mehr Zeit nehmen können, Werbung für mein Buch zu machen. So hetze ich jetzt den Gelegenheiten hinterher.


Was ich daraus gelernt habe



Bei meinem nächsten Buch werde ich anders vorgehen und mich zuerst um die Erstellung des Ebooks kümmern. Das ist technisch weniger aufwendig und damit schneller zu veröffentlichen. Die so gewonnene Zeit werde ich dazu nutzen, das Layout des Printbuches in aller Ruhe anzugehen. Außerdem werde ich beim Erstellen der Vorlage auf Markdown umsteigen, was den Vorteil hat, dass man aus einer Vorlage sowohl das Roh-EPUB als auch die RTF-Vorlage für die Printfassung erstellen kann. Damit reduziert sich der Aufwand, den man sonst hätte, um beide Fassungen miteinander abzugleichen.


Was sich, was den Zeitaufwand betrifft, nicht effizienter gestalten lässt, ist das Produzieren des Covers und der Illustrationen. Hier habe ich schon durch die Computerisierung des Erstellungsprozesses den schnellstmöglichen Ablauf gefunden. Eine weitere Verkürzung könnte ich nur noch erreichen, wenn ich die Produktion der Bilder outsourcen würde (einen reibungslosen Ablauf der Kooperation vorausgesetzt). Das wiederum würde aber meinem Anspruch widersprechen, alle Teile des Buches aus einer Hand anbieten zu können.


Werbung ist Mist, keine Werbung aber auch



Völlig unterschätzt habe ich den Aufwand, den man für die Bewerbung des fertigen Buches machen muss. Wie viele andere auch habe ich nur bis zur Fertigstellung des Produktes gedacht, aber nicht darüber hinaus. Meine Einstellung war im nachhinein betrachtet etwas naiv, eine Art „Das wird schon...“ Tatsächlich wird das aber nicht einfach so. Es ist ja ziemlich offensichtlich, was zum Beispiel auf Facebook nicht funktioniert: Wer ist nicht genervt von den tausenden Autoren, die immer wieder schreiben, 

„SIEH DIR MEIN BUCH AN, ES IST DAS BESTE, GROSSARTIGSTE, GENIALSTE (Bitte hier das Genre deiner Wahl einsetzen) BUCH, DASS JEMALS GESCHRIEBEN WURDE! LIES ES! SOFORT! KOSTET NUR 99 Ct! BEI AMAZON!“


Solche „Anzeigen“ haben ein Problem: Der überwiegende Teil der so beworbenen Bücher ist weder genial, noch originell noch wirklich gut, und das wissen die Leser. Nicht wirklich hilfreich ist auch, wenn man diesen Aufruf gleich in 10+X Facebook-Gruppen teilt und noch nicht einmal eine persönliche Ansprache dazu setzt. Die Frage ist also, was kann man anders machen. Gar nicht drüber reden ist offensichtlich auch keine Lösung. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Strategien, die auf Google+ funktionieren, auf Facebook gnadenlos scheitern. Generell scheint mir ein indirekter Zugang zur Sache immer noch am erfolgversprechensten zu sein.


Mein Buch ist weder das Beste, noch das größte, es erfindet auch das Rad nicht neu. Aber es ist ein gutes Buch und ich bin stolz darauf, dass ich es veröffentlicht habe. Wer mehr darüber wissen möchte schaut hier nach


Samstag, 18. Oktober 2014

Markdown: Ein sinnvolles Format für Autoren?


Ich benutze schon seit einiger Zeit Vollbild-Editoren wie Focuswriter, writemonkey, Textroom oder Q10, weil ich für mich persönlich entschieden habe, dass ich mich am Besten auf das Schreiben konzentrieren kann, wenn ich nicht tausende Icons um mich herum habe, auf die ich klicken kann. Dennoch möchte ich zumindest grundlegende Formatierungen im Text anbringen können. Außerdem soll der Text zu möglichst vielen Weiterverarbeitungswegen kompatibel sein. Das ist der Moment, in dem Markdown (bzw. eine seiner Varianten) ins Spiel kommt.

Markdown ist eine vereinfachte Auszeichnungssprache, mit der sich einfache Textdateien so formatieren lassen, dass sie durch einen dafür konzipierten Konverter oder Editor in eine ganze Anzahl von Endformaten (u.a. RTF, PDF, Open/Libreoffice, Word, Html usw.) umgewandelt werden kann. Das hat gleich drei Vorteile:

  1. Dadurch, dass die Formatierungen so gewählt wurden, dass der Text jederzeit für Menschen lesbar bleibt – auch in der Rohform – lässt er sich auch dann Weiterverwenden, wenn man einen Softwarewechsel vornimmt oder die Anwendung den Bach runtergeht.
  2. Da das Markdown-Format letztendlich Plaintext ist, bleiben die Texte so lange lesbar, wie die ASCII- bzw. UTF-8-Spezifikation besteht, also auch lange, nachdem die heute gängigen Programme im Computerjenseits verschwunden sind.
  3. Mit Markdown kann man letztendlich mit einfachen Mitteln eine Form des Publishings erreichen, die dem Prinzip des Single Source Publishings (eine Quelle – viele Endformate) schon recht nahekommt und so den Aufwand für die Veröffentlichung auf verschiedenen Plattformen deutlich reduziert.
Bekannte Konverter für Markdown sind Markdown Extra, Pandoc und Multimarkdown, die dem grundlegenden Markdown-Format einige wichtige Erweiterungen wie zum Beispiel Fußnoten oder Tabellen hinzufügen.

Wie einfach Markdown in der Rohfassung zu lesen ist, sieht man am besten an einem Beispiel:

# Markdown: Ein sinnvolles Format für Autoren?
 

*Ich benutze schon seit einiger Zeit Vollbild-Editoren wie Focuswriter...*

1. Dadurch, dass die Formatierungen so gewählt wurden...
2. Da das Markdown-Format letztendlich Plaintext ist...


usw.

Editoren

Inzwischen gibt es für alle Plattformen eine ganze Anzahl von Editoren, die Markdown mitsamt Erweiterungen mehr oder weniger vollständig unterstützen, aber es gibt meines Erachtens verschiedene Kriterien, die ein solcher Editor mit sich bringen sollte. Dazu gehört zunächst, dass der Editor in der Lage sein muss, die Markdown-Syntax hervorzuheben, einfach deshalb, um einen vorläufigen Eindruck zu bekommen, was die jeweilige Formatierung bewirkt. Ein Live-Preview ist zwar hübsch, aber meines Erachtens nicht wirklich notwendig. Außerdem sollte der Editor die Möglichkeit mitbringen, in einer Baumansicht die Gliederung (Überschriften) der einzelnen Kapitel wiederzugeben. Wenn sich dann die Kapitel innerhalb der Baumansicht auch noch verschieben lassen, umso besser! Gerade bei größeren Projekten ist es wünschenswert, wenn der jeweilige Editor über Codefolding verfügt, d.h. die Absätze unter einer Kapitelüberschrift ausgeblendet werden können, was die Übersichtlichkeit enorm verbessert

Beispiele für Markdown-fähige Editoren

Bei meiner Suche nach brauchbaren Markdown-Editoren bin ich auf drei Programme gestoßen, die meinen Anforderungen mehr oder weniger entsprechen. 

Da ist zunächst CuteMarkEd, der Markdown-Extra beherrscht, eine - wenn auch rudimentäre - Baumansicht der Gliederung bietet und die Markdown-Syntax hervorheben kann. Leider läuft der Editor bei größeren Projekten nicht ganz rund, was ihn eher für Blogposts und ähnliches prädestiniert.

CuteMarkEd

Haroopad sieht vielversprechend aus, aber leider hatte ich bis jetzt nicht viel Zeit, den Editor wirklich auszutesten. 


Haroopad

Mein persönlicher Favorit ist Synwrite, der interessanterweise gar nicht primär als Markdowneditor konzipiert wurde, sondern eigentlich ein klassischer Programmier-Editor ist. Er bietet aber einen nativen Markdown-Modus und den macht er ziemlich gut. Features wie eine Minimap, ein wirklich gut funktionierendes Gliederungsverzeichnis und eine Seitenleiste, die farbig markiert, wo man Änderungen am Text vorgenommen hat, machen diesen Editor zu meinem persönlichen Favoriten. Man kann einfach gut mit ihm arbeiten, auch wenn er ursprünglich nicht für diesen Zweck geschaffen wurde.


Bildunterschrift hinzufügen

Fazit.

Markdown hat für jeden, der auf Mausklickerei und "Eyecandy" verzichten kann, einige unschlagbare Vorteile. Die Daten sind, da es sich letztendlich um reine Textdateien handelt, unabhängig von Programmen immer zugänglich. Man kann aus einer Quelle viele Kanäle bespielen, was den Arbeitsaufwand reduziert und man kann sich auf den Text konzentrieren, weil Markdown klare Regeln für die Formatierung einzelner Textelemente vorgibt, die nicht optisch motiviert, sondern semantisch festgelegt sind.

Freitag, 10. Oktober 2014

Revisionen mit Google Docs


Irgendwann kommt der Moment, in dem man den eigentlichen Schreibprozess abgeschlossen hat und beginnt, seinen Text zu überarbeiten. Dabei stößt man schnell an seine Grenzen, was die Fähigkeit betrifft, die eigenen Fehler zu erkennen. In diesem Falle wird Unterstützung von außen notwendig. Ein Problem dabei ist, dass sich kaum ein Selfpublisher einen echten Lektor leisten kann, vorallem dann nicht, wenn man noch etwas jünger ist und unter chronischem Geldmangel leidet. Die nächstbeste Variante ist, sich mit anderen Autoren zusammenzutun und die Texte gegenseitig gegenzulesen. Doch wie koordiniert man sich am besten?

Im Verlag benutzen wir seit längerem die Markup-Funktionen des PDF-Formats, um Korrekturen zu markieren. Das hat bei der Arbeit mit Druckfahnen den Vorteil, dass man Papier spart und man den Kollegen erspart, die eine oder andere Sauklaue entziffern zu müssen. Also lag es für mich nahe, bei meinem privaten Projekt genauso vorzugehen und meinen Betaleseren Martin, Sebastian, Justine und Claudia ein PDF des Manuskriptes zu schicken, in dass sie die Korrekturvorschläge einarbeiten sollten. Das hat sich aber letztendlich nicht wirklich als praktikabel erwiesen, da es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten gekommen ist. Dadurch, dass manche meiner Betaleser Linux nutzen, PDF aber ein Format ist, dass hauptsächlich auf dem PC zu hause ist, gab es das Problem, einen Reader zu finden, der die entsprechenden nativen Kommentarfunktionen des PDF-Formats nutzt. Insofern war also das Verteilen und korrigieren einer PDF-Datei eher eine krampfige Anglegenheit.

Als praktikabel hat sich dagegen die Nutzung von Google-Docs erwiesen. Ich habe den Text auf Docs hochgeladen und zum Kommentieren freigegeben. Indem ich den Freigabelink per Mail an meine Betaleser verschickt habe, konnten diese leicht über den Browser auf die Datei zugreifen. Da man zudem bei Google-Docs genau den Personenkreis definieren kann, der auf die Daten Zugriff hat, ist auch das Risiko gering, dass der Zugriff in falsche Hände gerät. Die Kommentarfunktion selbst ist praktisch und einfach zu bedienen. Insgesamt konnten wir so den Text von "Jenseits der schwarzen Berge" in rund einer Woche durchkorrigieren.