Samstag, 23. Mai 2015

Ideale Paläste


Es ist morgens, irgendwann in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, irgendwo in der Französischen Provinz. Der Postbote Ferdinand Cheval stolpert über einen seltsam geformten Stein. Am Tag darauf beginnt Herr Cheval damit, weitere Steine zu sammeln, eine Tätigkeit, die er sein ganzes Leben lang beibehalten wird, um aus diesen seinen idealen Palast zu bauen, eines der unglaublichsten Gebäude dieser Welt.
 
Der Palais Ideal Marine69|Wikipedia.org
Manchmal genügt solch ein einzelner Stein, um ein ganzes Leben umzukrempeln. Mich hat die Geschichte um den idealen Palast fasziniert, seit ich mit 13 Jahren zum ersten Mal von ihr gehört (bzw. von ihr gelesen) hatte. Ich weis noch genau, wie ich im Garten meines Großvaters einen Zeitungsartikel über diesen selstamen Mann laß, der aus gefundenen Kieseln ein Haus gebaut hatte, das es kein zweites Mal auf dieser Welt gab. Ich schaute mir das grobgerasterte Foto an, das den Palast zeigte, der aussah, als ob seine Teile von Korallen oder tropfsteinen überwuchert wären, und dachte mir: »Sowas willst du auch machen!«.

Relativ schnell habe ich dann begriffen, dass es in Deutschland nicht möglich ist, so ein Gebäude einfach so zu bauen, weil sich tausende Faktoren (Nachbarn, der "gesunde" Menschenverstand und nicht zuletzt die Behörden) dagegenstemmen. Und so habe ich mich dem Schreiben und schließlich der High Fantasy zugewendet.

Die Welt, die ich seitdem konzipiert und über Jahre hinweg ausgebaut habe, ist mein "idealer Palast", eine Art Gesamtkunstwerk, dass mir ermöglicht, bestimmte Sachverhalte, die durch eine realistische Schreibweise verdeckt würden, quasi im "Labor" zu durchdenken (Dazu gehört zum Beispiel die Frage, wie können ganz unterschiedliche Charaktere zusammenleben, was richtet Gier an, wie spiegelt sich die Persönlichkeit des einen im Charakter des anderen?). Fantasy bot sich für mich auch deshalb an, weil ich schon als kleiner Junge von Abenteuergeschichten, Rittern und nicht zuletzt von Archäologie fasziniert war (Terra X war eine meiner Lieblingssendungen)

Außerdem ist der Unterschied zwischen dem "realistischen" und dem "phantastischen" Schreiben ganz ähnlich wie der zwischen einem Bürohaus und dem Palais Ideal: Das Bürohaus erfüllt seinen Zweck, aber es gibt einem nicht dieses "Wow"-Gefühl, das man hat, wenn man vor etwas absolut Einzigartigem steht.

Nicht zuletzt hat mich die Beschäftigung mit meiner Welt dazu gebracht, mich mit Themen wie Stadtmorphologie und - Entwicklung, Geologie und Geographie aber auch mit Ökologie und Anthropologie sowie verschiedenen anderen Themen zu beschäftigen. Das alles hätte ich nie gefunden, wenn ich mich mit einer realistischen Schreibe zufriedengegeben hätte.

Ich kann mir noch eine Menge Dinge vorstellen, die man mit Tamath anstellen könnte, zum Beispiel Comics oder Hörbücher daraus zu machen oder ein Anime, Computerspiele und vieles mehr. Leider braucht man für all das eine ganze Menge mehr als nur Zeit (aber das ist ja kein Grund, nicht davon träumen zu dürfen).

Im Moment bin ich in den Vorbereitungen für das zweite Buch aus der Legenden von Tamath-Reihe. Es sei nur soviel verraten, dass uns die Prinzessin, die Zwergenbrüder und natürlich Caumara und Tauwara wiederbegegnen werden. Die Geschichte wird weit in die Geschichte der Zwergenheitn ausgreifen und ein Ereignis beschreiben, das die Kultur der Zwerge bis heute prägt.

Daneben arbeite ich an einem kleinen Kurzgeschichtenband, dessen Onlinefassungen ich, sobald er fertig ist, kostenlos hier auf dem Blog zur Verfügung stellen möchte. Die Printfassung wird es dagegen auf Amazon zu kaufen geben – genauso schön layoutet wie schon Jenseits der schwarzen Berge.

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