Montag, 17. Juni 2013

Schöner Scheitern für Anfänger und Fortgeschrittene, Teil I

Wer schon einmal in einer Gruppe an einer Sache gearbeitet hat, kennt sicher das Phänomen, dass viele Projekte schon tot sind, bevor sie überhaupt geboren wurden. Doch woran liegt das? Der heutige Post versucht, Antworten darauf zu finden.

Fraser Island shipwreck of Maheno (ship 1905) | (cc) Wikipedia
Prinzipiell lässt sich das Scheitern von Projekten an zwei Kategorien von Faktoren festmachen: Strukturelle und Personale. In Teil I soll es zunächst um die Strukturellen Faktoren, die das Scheitern eines Teams und seiner Projekte begünstigen können. In Teil II wird es dann um solche Faktoren des Scheiterns gehen, die sich aus der Persönlichkeit der Teammitglieder ergeben können.

Strukturelle Faktoren


Strukturelle Faktoren sind einer der offensichtlichsten Gründe für das Scheitern von Projekten. Oft kommen Projekte nicht über die bloße Idee hinaus, weil schon das grundlegende Design des Ganzen nicht funktioniert. Im Wesentlichen kann man drei Punkte festhalten, die zum Scheitern eines Teams führen können:

  1. Unklare Motivation.
  2. Unklare Kompetenzen
  3. Falsch eingeschätzter Aufwand

Unklare Motivation


Wenn schon zu Beginn eines Projektes unklar ist, wohin die Reise gehen soll, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Zusammenarbeit beendet ist, bevor sie überhaupt angefangen hat. Meist enden solche Projekte in endlosen Diskussionen darüber, was man eigentlich erreichen möchte, ohne ein einziges Ziel auch nur annähernd erreicht zu haben. Man landet im Prinzip in der Besprechungshölle.

Unklare Kompetenzen


Der zweite große Fehler, den man machen kann, ist, die Aufgaben bzw. Rollen der einzelnen Teammitglieder nicht klar zu definieren. Basisdemokratie ist eine feine Sache, wenn man eine grundsätzliche Entscheidung treffen will, wenn aber diese Entscheidung einmal gefallen ist und die Aufgaben verteilt wurden, macht es wenig Sinn, wenn jeder in den Aufgaben der Anderen herumrührt. Das heißt aber nicht, dass man eine starre Hierarchie aufbauen soll, in der alles unverrückbar feststeht, und nur Wenige das Sagen haben.

Wichtig ist, dass man am Anfang eine gemeinsame Entscheidung trifft und danach jeder weiß, was er zu tun hat. Dann ist auch keine große Hierarchie mehr notwendig. Die Aufgaben zu verteilen und die Leute machen zu lassen ist in der Regel die beste Lösung.

Falsch eingeschätzter Aufwand


Oft ist es so, dass, wenn man eine Idee hat, man so begeistert von dieser Idee ist, dass man den Aufwand, den diese Idee bei ihrer Verwirklichung nach sich zieht, kolossal unterschätzt. -- Jeder kennt sicherlich diese Momente, wo ein Kollege, die Eltern oder der Lebenspartner in das Zimmer kommt und fragt, ob man "mal eben" Dieses oder Jenes erledigen könne. Es würde auch nur ganz kurz dauern. Das Ergebnis ist meistens, dass man sich stundenlang mit Dingen beschäftigt, die mit der Tätigkeit, mit der man sich eigentlich befassen wollte, nichts zu tun haben.

Man muss jetzt aber nicht denken, dass es jemand Anderen bräuchte, um sich in Aufgaben zu stürzen, deren Aufwand man vorher gründlich unterschätzt hat. Tatsache ist, dass man grundsätzlich dazu neigt, Projekte bzw. deren Umfang grundsätzlich zu unterschätzen. Man neigt eher dazu, das Projekt für einfacher zu halten, als es in der Realität ist. Vermutlich liegt das daran, dass man das Ideal vor Augen hat und konsequent alle Hindernisse und Probleme und Fehler, die sich in den Weg stellen können, ignoriert.

Hier bewahrheitet sich die Redensart, dass jeder Plan solange perfekt ist, bis er in Kontakt mit der Wirklichkeit tritt. Die einzige Möglichkeit, dem zu begegnen ist, den Aufwand für ein Projekt konservativ einzuschätzen. Man sollte sich fragen, "Wie lange brauche ich, zur Verwirklichung meiner Pläne, wenn alles, was schiefgehen kann, schiefgeht?" -- Diesen Zeitrahmen sollte man ansetzen.

Das hat nebenbei den Vorteil, dass man sich darüber freuen kann, wenn sich die Dinge besser entwickelt als erwartet. Hilfreich ist auch, wenn man sich bei jedem Problem, das auftritt fragt, ob man für dieses eine Lösung braucht, oder ob man mit diesem Problem leben kann. Denn oft erweisen sich die Probleme, die wir sehen, als Scheinriesen.



Keine Kommentare: