Bahnhof Essen-Stadtwald | Quelle: Wikipedia |
Wie manche vielleicht wissen, fahre ich regelmäßig (mit der Betonung auf mäßig) mit der Deutschen Bahn zur Arbeit. Heute bin ich der Bahn zu Dank verpflichtet, denn sie hat dafür gesorgt, dass ich meine gute Tat für diesen Tag schon am frühen Morgen tun konnte.
Als ich den Weg zum Bahnhof herunterlief, sah ich, dass im zum Bahnhof gehörenden Aufzug (So ein schickes, gläsernes Modell, in das man von allen Seiten herein- bzw. herausschauen kann) eine Gruppe von vielleicht acht bis neun Kindern feststeckte. Davor sprangen die Kinder herum, die es nicht mehr in den nicht besonders großen Aufzug geschafft hatten und nun offensichtlich in Panik waren.
So weit so gut: Ich gehe also hin und frage, ob ich ihnen helfen kann und ob Jemand kommt, um die Kinder aus dem Aufzug zu befreien. Die Kinder eröffnen mir dann, dass Sie seit einer halben Stunde auf jemanden warten und schon mehrmals bei der Bahn angerufen hätten. Da die Jungs und Mädels nun nicht unbedingt Abiturienten waren und sich deshalb einer eher rustikalen Ausdrucksweise bedienten, bin ich mal davon ausgegangen, dass die Bahnbeamten in der Notrufzentrale sich ungefähr Folgendes gedacht haben werden: »Oh Gott, schon wieder so'nn paar pubertierende Spacken, die dumme Witze reißen...«
Wie dem auch sei – Seit einer halben Stunde hatte sich nichts getan. Also denke ich mir, helf' den Kindern und sprich selbst mit der Bahn, vielleicht nehmen sie einen Erwachsenen ja ernster, und gehe zur nächsten Notrufsäule, die nur ein paar Schritte weiter steht. Die wiederum zeigt auf ihrem Display, dass sie »AUSSER BETRIEB« ist. Gut, kann vorkommen, also gehen wir zur nächsten, es gibt ja noch mehr davon auf diesem Bahnhof.
Was ich allerdings nicht bedacht hatte, war, dass wenn etwas bei der Bahn kaputtgeht, es wirklich gründlich kaputtgeht. Das heißt, auch die anderen Notrufsäulen waren ebenso kaputt wie die erste. Mein Handy hatte ich auch nicht dabei, weil ich es Anfang der Woche habe fallen lassen, was es mit seinem promten Exitus beantwortet hatte (die Bahn war ausnahmsweise am Tod meines Handys nicht beteiligt). Also bin ich Notrufsäulen- und Handy-los wieder zu den Kindern zurück, um sie zu beruhigen und nachzufragen, ob sie denn schon die Polizei angerufen hätten, vielleicht würde die ja besser zuhören als die Bahn. Inzwischen hatte eines der Kinder auch bei unseren Freunden in Blau angerufen, die auch schon bald kamen und das Problem mithilfe einer leuchtendroten Brechstange lösten. Das Schauspiel endete dann damit, dass der von erleichterten Kindern umringte Polizist dem langsam um die Ecke schlurfenden Bahntechniker, der dann doch endlich vorbeikam, freundlich die Hand schüttelte und ihm einen guten Tag wünschte.
Was mich allerdings furchtbar geärgert hatte, waren meine lieben Mitmenschen, die nichts besseres zu tun hatten, als mit blödem Gesichtsausdruck an dem Aufzug vorbeizugehen, ohne irgendetwas zu tun. Am besten war die dreiköfpige Familie in ihrem VW-Minivan, die Minutenlang unmittelbar neben dem Aufzug stehenblieb, bis ich um die Ecke kam und mit den Kindern redete. In diesem Moment musste die VW-Familie vom TEAM-Geist erfasst worden sein und sich gedacht haben »Toll, ein anderer machts!«. Papa schritt also zur Tat, startete den Motor des Autos und fuhr schnurstracks vom Parkplatz des Bahnhofs, um nie wieder gesehen zu werden.
Ich danke ihm für sein soziales Engagement!
2 Kommentare:
Unsere liebe Bundesbahn. Wie im richtigen Leben...
Schön geschrieben. Und die Kinder werden Dir für eine Weile dankbar sein. Oder auch nicht. Das Abenteuer war ja groß genug.
Tja, so ist das mit der Bahn und der Hilfsbereitschaft unserer Mitmemschen. Hab ja inzwischen slebst oft genug soetwas erlebt. ;)
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