Freitag, 4. Dezember 2015

Plotten II: Vom Groben zum Detail


Wenn ich in den Autorengruppen unterwegs bin, höre ich oft, dass Einige Schwierigkeiten mit dem Plotten haben. Schaut man sich die Gründe dafür an, so liegt der Grund dafür, das gerade Anfänger oft Schwierigkeiten haben, einen ordentlichen Plott zu entwickeln darin, dass sie einen Fehler machen, den man nicht nur beim Schreiben, sondern auch in anderen Kunstformen machen kann: Sie wollen schon direkt zu Beginn ein perfektes Werk erschaffen.

Das ist ungefähr so, als ob man in der Malerei ohne Vorbereitungen ein perfektes Bild malen wollte. Tatsächlich ist das Anlegen eines Bildes eine gute Analogie. Wenn ich beginne, ein Bild zu malen, lege ich zunächst mit wenigen groben Strichen eine erste Skizze an.

Dasselbe lässt sich beim plotten analog einrichten, indem man nicht gleich einen detaillierten Plan aufsetzt, sondern zuerst ein paar Eckpunkte (Wendepunkte/Plotpoints) festlegt. Das können zum Beispiel der Anfang, der Schluss und die Mitte der Handlung sein. Es bietet sich an, dem Verlauf des klassischen Dramas zu folgen, also neben dem Anfang, dem Höhepunkt und dem Schluss noch ein oder zwei Wendepunkte zu setzen.

In der Malerei würde nun, nachdem man die erste Skizze entworfen hat, das Anlegen der Flächen erfolgen. Auch hier werden diese erst grob, ins unreine angelegt, ohne dass man großartig auf Details oder Feinheiten achtet.

Für den Text bedeutet das, dass man beginnt, die Lücken zwischen den fünf Ankerpunkten mit Handlungselementen (Kapiteln) aufzufüllen. Dadurch, dass man diese Punkte gleich zu Anfang gesetzt hat, fällt es leichter, auf den jeweiligen Punkt hinzuarbeiten, was außerdem dazu führt, dass die Erzählung von Beginn an konsistenter ist als eine, in der einfach drauflosgeschrieben wurde.

Bei einem Bild würde nach dem Anlegen der Flächen die Arbeit an den Schattierungen und Details beginnen, die solange fortgesetzt wird, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wurde.

Im Text ist das der Moment, wo man zum Beispiel Kapitel in einzelne Szenen herunterbricht, an denen man wiederum so lange weiterfeilt, bis die Handlung konsequent vom Anfang bis zum Ende durchläuft.

Letztendlich geht es sowohl beim Malen wie beim Schreiben, aber auch bei allen anderen Kunstformen darum, dass man weiß, welche Mittel man in welcher Menge und in welcher Reihenfolge anwendet. Wer das beherzigt, hat den ersten und wichtigsten Schritt getan, um passable Werke abzuliefern.

Vorschau

Im nächsten Post wird es um das Thema »Wie erkenne ich einen schlechten Text gehen«. Einen schlechten Text erkennt man meistens sofort, aber was ist das »Schlechte« an einem solchen Text? Das möchte ich nächste Woche mit euch herausfinden.

1 Kommentar:

Amalia Zeichnerin hat gesagt…

Sehr gut auf den Punkt gebracht. Darf ich an dieser Stelle ein Sachbuch empfehlen, was mir selbst beim Plotten sehr weitergeholfen hat? "Wie man einen Roman plant: Gliedern Sie Ihre Schritte zum Erfolg" von K.M. Weiland - es hat mir vor allem geholfen, unterwegs in meinem Manuskript keine unnötigen Umwege zu machen, in Sackgassen zu laufen oder mich zu verirren ;)