Donnerstag, 24. März 2016

Jenseits der schwarzen Berge: Eine Selbstbeschreibung



Dieser Post ist ein kleiner Selbstversuch. Ich werde im Folgenden ein kleines »Making of« über mein eigenes Buch schreiben. Warum? Weil ich zeigen will, was mich dazu angetrieben hat und was für mich das Besondere an »Jenseits der schwarzen Berge« ausmacht.

Als ich merkte, dass aus der Kurzgeschichte, die ich für meine Töchter schreiben wollte, ein Buch werden würde, war mir klar, dass es ein Buch werden sollte, dass ich selbst gerne lesen würde. Über die Jahre, in denen ich phantastsiche Literatur gelesen hatte, war mir der Fantasyeinheitsbrei aus Heldentum, naturbösen Widersachern und »gerechten« Kriegen zuwider geworden.

Unter der Oberfläche lauern die Texte

Ich wollte etwas anderes. Eine kluge Geschichte. Eine mit subtilem Witz. Eine die intelligent gemacht war, ohne dabei überpädagogisch die Moralkeule zu schwingen. Einerseits wollte ich ein klassisches Fantasy-Setting 1, ohne andererseits in tolkiensche Klischees zu verfallen. Sie sollte so beschaffen sein, dass man sie als unbedarfter Leser einfach so ‘runterlesen’ kann, ohne das Gefühl haben zu müssen, ein verkopftes Pamphlet vor sich zu haben. Zugleich sollte sie aber auch weitere Ebenen beinhalten, die sich denen erschließen, die sich im Bereich der phantastischen Literatur (und im Bereich des Phantastischen selbst) ein wenig auskennen.

Im ganzen Buch sind durchweg Anspielungen auf andere Werke der Literatur des Phantastischen versteckt, die sich dem erschließen, der die im Text verborgenen Hinweise zu deuten vermag. Da gibt es zum Beispiel diesen noch recht offensichtlichen Verweis auf Star Trek im Kapitel »Zweifel«, wo Anarias Vater sagt, er wüsste, wie sie sich fühlte, es dränge sie in die Ferne, an Orte, an denen nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Daneben gibt es noch eine Reihe subtilerer Anspielungen, von denen man um so mehr ‘ausgraben’ kann, je besser man sich im Genre auskennt. Ich werde hier natürlich nicht mehr verraten. Schließlich will ich meinen Lesern nicht den Spaß verderben, selbst darauf zu kommen, was ich mit der einen oder anderen Stelle gemeint haben könnte 2.

Auch wenn man »Jenseits der schwarzen Berge« als einfachen Jugendroman lesen kann, ist das Buch doch eine Erzählung, die große Themen aufgreift. Es geht darum, hinauszugehen in die Welt, seinen Weg zu finden, den Sprung ins Ungewisse zu wagen, zu erkennen, was möglich ist. »Jenseits« ist aber auch eine Erzählung über die Auswirkungen von Gier und Hybris und ihren Folgen, die selbst dann noch Leid und Gefahr über die Welt bringen können, wenn ihr Verursacher schon längst gestorben ist. Und sie zeigt, dass man ein großes Unheil besiegen kann, wenn man als eine Gemeinschaft handelt, ganz gleich, welcher Herkunft man ist oder welche Eigenschaften man besitzt.

Wenn die eigene Geschichte den Autor überrascht

Inzwischen habe ich Passagen aus meinem Buch auf vielen Lesungen vorgetragen. Trotzdem bin ich immer noch überrascht, was bei den Zuhörern gut ankommt. Es sind nicht die ‘actionlastigen’ Szenen, in denen viel passiert und auch nicht die ‘philosophischen’, in denen Anaria mit den grundlegenden Motiven ihrer Reise konfrontiert wird 3. Wirklich gut laufen die Szenen, in denen meine Protagonisten miteinander interagieren, ein Problem miteinander lösen müssen, oder sich miteinander unterhalten. Ein schönes Beispiel dafür ist das Kapitel »Wissenschaft«, in dem Gingadol, Beren, Anaria, das Einhorn Barin und die beiden Ucca-Kinder Tauwara und Caumara planen, wie sie den Drachen besiegen können. Offensichtlich ist es das Zusammenspiel meiner Figuren, das wirklich gut ankommt.

Die zweite Überraschung war für mich, dass »Jenseits« fast ausschließlich als Jugendbuch wahrgenommen wird, was sich teilweise aus seiner Entstehungsgeschichte erklären lässt. Ich war allerdings nicht darauf gefasst, dass die Wahrnehmung meiner Leser tatsächlich so stark zum Jugendbuch tendiert. Bisher scheint also die ‘erwachsene’ Schicht hinter der Oberfläche in den Augen meiner Rezensenten und Rezensentinnen noch nicht zum Vorschein gekommen zu sein.

Darüber habe ich aber nicht vergessen, dass meine Fantasy-Welt »Tamath« durchaus ihre finsteren Seiten hat. Schon in dem in Arbeit befindlichen Kurzgeschichtenband gibt es einige Stories, die ganz und gar nicht kindlich sind, in denen Geister und Dämonen auftauchen und Diebe von sadistischen Magiern durch finstere Gassen gejagt werden. Auch der in Planung befindliche Band zwei meiner »Legenden von Tamath«-Reihe wird Ereignisse zum Thema haben, die durchaus ernst sind und tief in das Gefüge meiner Welt hineingreifen.

Soweit also zu meinem kleinen »Making of«. Ich hoffe es hat euch gefallen und euch ein wenig neugierig auf das Buch und die Welt, die dahintersteckt, gemacht. Ich arbeite zurzeit neben dem Kurzgeschichtenband daran, das Material für meine Website zur Legendenserie zusammenzustellen, wobei ich nicht versprechen kann, wann es wirklich soweit sein wird. Doch wenn es soweit ist, werdet ihr dort nicht nur Informationen zu meinen Büchern und Projekten finden, sondern auch Hintergrundinformationen zur Welt von »Tamath«, ihren Tieren, Pflanzen und Kulturen.

Wer einen Blick in das Buch werfen (bzw. hineinhören) möchte, kann das hier tun: 


 

  1. Was mir insofern nicht weiter schwergefallen ist, weil ich an meiner Welt »Tamath« baue, seit ich vierzehn war. Material war und ist also reichlich vorhanden.
  2. Neben seiner Eigenschaft, ein Fantasy-Roman zu sein, ist »Jenseits der schwarzen Berge« eine postmoderne Erzählung insofern, als dass sie an vielen Stellen intertextuell angelegt ist und zum Spiel mit diesen Textebenen und Textfolien einlädt. Man gewinnt durch das Eintauchen in diese tieferen Verzweigungen und Verwurzelungen hin zu anderen Texten zusätzlich zum Oberflächentext an Lesefreude hinzu.
  3. Zum Beispiel in einer meiner persönlichen Lieblingsszenen im Buch, wo sie mit Gathnorr, dem Hirten, über den Sinn ihrer Reise diskutiert. Ich finde diese Szene wunderbar und etwas mystisch, aber sie kommt zu meinem Bedauern beim Publikum überhaupt nicht an.

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