Freitag, 19. April 2013
Sonntag, 14. April 2013
SCHÖNER SCHREIBEN – Lesbarkeitsanalysen und ein Anti-Bullshit-Tool
Wie oft ist man sich nicht sicher, ob
das, was man geschrieben hat, auch sprachlich auf der Höhe ist, die
es haben sollte. Die Freunde sind auch keine Hilfe und es soll
schnell gehen. Was kann man also tun? Inzwischen gibt es verschiedene
Webtools, die einen Text anhand statistischer Methoden auf seine
Lesbarkeit und Phrasenhaltigkeit untersuchen können und dabei zu
recht brauchbaren Ergebnissen kommen. Zwei davon möchte ich hier
kurz vorstellen.
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Das Textanalysetool der Wortliga zeigt recht ausführlich, wo in einem Text Verständlichkeitsprobleme liegen |
Das Textanalysetool der Wortliga
untersucht einen Text auf der Basis des HamburgerVerständlichkeitsmodells und zeigt die verschiedenen Problemstellen
desselben auf. Es ist zwar eigentlich auf kurze (journalistische)
Texte ausgelegt, was sich darin bemerkbar macht, dass es den Text
möglichst zu Vereinfachen sucht. Die Ergebnisse der Analyse listet
die Software in einer Seitenleiste übersichtlich auf. Zu den
Fehlern, die das Programm anmerkt, gehören zu lange Sätze, die
Verwendung zu vieler Füllwörter oder auch der übermäßige
Gebrauch nominaler Ausdrücke (z. B. Die Seichtheit des Textes
verdankt seine Existenz der Unübertreffbaren Dunkelheit seines
Ausdrucks). Außerdem merkt es an, wenn z.B. der Text zu banal ist.
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Das BlaBlaMeter sagt dem Verfasser deutlich, was es von seinem Text hält. |
Das zweite Tool, das für einen Autoren
interessant sein kann, ist das BlaBlaMeter. Dieses Tool untersucht
eine Textprobe von bis zu 18.000 Zeichen (das entspricht der Länge
einer Proseminarsarbeit) auf Spuren von Schwafeldeutsch. Dabei
bewertet die Website den Text mit einem Index von 0-1. Je höher der
Index steigt, desto mehr Bullshit enthält der Text. Je mehr Phrasen
oder Superlative der Text enthält, umso weiter steigt der Index des
BlaBlaMeters an. Das mag zunächst einmal unspektakulär erscheinen,
tatsächlich unterscheidet das Programm aber sehr zuverlässig
Schwafeltext von ernstgemeinten Schriftstücken.
Ich habe verschiedene Texte von
Pressemitteilungen bis zu Romantexten durch das Programm laufen
lassen und bin in den meisten Fällen zum gleichen Ergebnis gekommen
wie die Software. Ein schöner Nebeneffekt ist dabei, dass das
Programm nicht nur den Indexwert ausspuckt, sondern seinen Analyse
auch im Klartext kommentiert.
Wie weit man den zuvor vorgestellten
Programmen Glauben schenken möchte, bleibt natürlich jedem selbst
überlassen, aber ich denke, dass man mit beiden einen guten ersten
Überblick über die Qualität des eigenen Textes erhalten kann. Und,
das sollte man nicht vergessen, sie haben keine Skrupel,
dem Verfasser des Textes die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.
Donnerstag, 11. April 2013
Neue Möglichkeiten, neue Herausforderungen: Den eigenen Text vermarkten
Seit
einigen Jahren bildet sich mit den neuen Möglichkeiten, die das
Internet bietet, eine recht umfangreiche und lebendige
Independent-Szene im Literaturbereich aus. Zahlreiche Autoren aus dem
Amateur- und semiprofessionellen Bereich haben nun die Chance,
abseits der etablierten Verlage eigene Wege zu gehen und so Texte zu
präsentieren, die durch das Raster des Literatur-Establishments
fallen würden. Ein Thema, was nahezu alle Independent-Autoren
umtreibt, liegt dabei in der Frage, „Wie bringe ich meinen Text ans
Publikum?“ Zugleich Produzent und Vermarkter seines Textes zu sein,
stellt so manchen vor unerwartete Herausforderungen. Grund genug,
jemanden zu fragen, der in Sachen Selbstmarketing schon einige
Erfahrung hat. Zu diesem Zweck hat Literatura Fragmentata Bernd
Badura, Autor und Betreiber des Tintenkleckser-Blogs, zum Thema
Marketing im Eigenverlag befragt.
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Foto: Christian Seidel | pixelio.de |
LF:
Hallo Bernd, schön, dass du dich zu diesem Interview
bereitgefunden hast. Du hast ja vor kurzem dein erstes größeres
Buchprojekt, „Werke eines großen Meisters“ veröffentlicht. Wie
beurteilst du den Stand deines Projekts?
Bernd:
Hallo Georg, vielen lieben Dank für das Interview. So langsam würde
ich sagen, das Buch ist in seiner finalen Phase angekommen. Den
vierten und letzten Teil habe ich gerade auf KDP (Kindle Direct
Publishing, Anm. LF) hochgeladen. Ich bin schon sehr gespannt,
wie meine Leser das Finale finden, da ich mir ja doch noch die ein
oder andere Überraschung für das Ende aufgehoben habe. Ich hoffe
sehr, die Leute mögen das kleine Feuerwerk, das ich zum Schluß noch
einmal abbrenne und sie fühlen sich von den Wendungen im Finale
positiv überrascht. Außerdem ist nun auch endlich eine Printausgabe
auf Amazon und Lulu erhältlich. Die offizielle Einweihungslesung
wird ja dann am 18.04 2013 in Gelsenkirchen stattfinden. (Mehr dazu
gibt es natürlich wie immer auf meinem Blog.)
LF:
Als du mir damals die ersten Entwürfe zu den „Meisterwerken“
gezeigt hast, war ich sehr skeptisch, was die
Veröffentlichungschancen für dein Buch anging – es war in meinen
Augen zu eigenwillig, als das es in das Programm eines etablierten
Verlages gepasst hätte. Wäre es auf meinem Tisch gelandet, hätte
ich dafür keinen Markt gesehen. Inzwischen hast du viele positive
Rückmeldungen und Rezensionen und sogar eine Einladung auf die
Leipziger Buchmesse erhalten. Hat dich der Erfolg deines Buches
selbst überrascht?
Bernd:
Die Einladung für die Leipziger Buchmesse war eine große
Überraschung und Ehre für mich, die ich sehr gerne wahrgenommen
habe. Ich hatte wirklich einen sehr schönen Tag und konnte –
ganz nebenbei – viele neue Einblicke gewinnen.
Was
deine Einschätzung meines Buches angeht, so muss ich dir im Prinzip
recht geben: Ich habe mich ganz bewusst mit meinem Buch zwischen alle
Stühle gesetzt und mit sehr viel Liebe und Akribie etwas Eigenes
erschaffen. Ich wollte endlich mal wieder etwas Frisches und Neues
haben, Etwas, das ich selbst gern lesen würde und von dem es in
letzter Zeit einfach viel zu wenig gegeben hat. Also habe ich ein
Buch geschrieben, das gleichermaßen zum Träumen und zum Nachdenken
anregt. Ein Kurzgeschichtenerzählroman, der zudem ein paar Gedichte
enthält.
Etwas,
von dem man schlecht sagen kann, wie es am Markt ankommt, eben. Darum
ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass alle großen Verlage, wie
du es schon erwartet hattest, mein Manuskript abgelehnt haben. Das
ist allerdings kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken und zu
denken, man habe ein schlechtes Buch geschrieben, das keine Leser
finden würde. Immerhin enthält „Werke eines großen Meisters“
schöne, liebevoll erzählte Geschichten, mit sehr vielen frischen
Ideen, die – meiner Meinung nach – im positiven Sinne die
ausgetrampelten Trendpfade des Mainstream verlassen.
Außerdem
gibt es genügend Beispiele, in denen die etablierten Verlage richtig
guten und erfolgreichen Büchern eine Absage verpasst haben. (Ich
habe eh das Gefühl, dass die großen Verlage in letzter Zeit viel zu
sehr auf ihren Profit und viel zu wenig auf die Qualität ihrer
Produkte achten. Was ja auch einer der Gründe für die lebhafte
Indie-Szene ist.)
Das
die Leser meines Buches so begeistert und euphorisch reagieren, das
hätte ich allerdings nun wirklich nicht erwartet. Und ich muss
gestehen: Es ist schön, so vielen Menschen eine große Freude
bereitet zu haben. Ich bin, was das angeht, wirklich überwältigt,
ein kleines bisschen stolz und auch ein wenig gerührt.
LF:
Welche Maßnahmen hast du ergriffen, um dein Buch bekannt zu machen?
Bernd:
Oh, da gibt es sehr viele. Im Zentrum stehen natürlich meine
Lesungen und mein Blog. Aber ich suche auch in Chaträumen das
Gespräch mit meinen Lesern, schreibe auf Facebook, Google+ und immer
mal wieder auf Twitter. Des Weiteren habe ich mir natürlich auch ein
wenig Pressearbeit geleistet, mich nach Rezensionen umgesehen und
dementsprechend auch Rezensionsexemplare herausgegeben. Außerdem
habe ich Postkarten drucken lassen und Flyer verteilt.
Demnächst
habe ich noch ein paar außergewöhnliche Guerilla-Werbeaktionen vor,
die derzeit allerdings noch nicht ganz spruchreif sind. Und zu guter
Letzt habe ich mir sehr viel Mühe gegeben, dass nicht nur das Cover,
sondern auch das Buchlayout (sowohl des E-Books, als auch der
Printausgabe) schön wird. Das Auge liest schließlich mit.
LF:
Wie groß ist der Aufwand, um dein Buch zu bewerben?
Bernd:
Groß, sehr groß sogar. Es gibt tatsächlich Tage da bin ich nur mit
meinem Buch beschäftigt. Man muss allerdings dazu sagen, dass man
als sogenannter Indie-Autor, wenn man es seriös angeht, nicht nur
Autor, sondern auch Verleger, Layouter und zudem seine eigene
Werbeagentur ist. Denn wenn man an sein Buch glaubt, so wie ich es
tue (schließlich habe ich daran viele Jahre gearbeitet und gefeilt),
so will man es auch schön gesetzt und layoutet haben.
Bei
so viel Aufwand wäre es natürlich wirklich schade, wenn das Buch
keine Leser findet, also kümmert man sich natürlich auch noch
darum, was bei 1.400 Büchern, die täglich auf den deutschen Markt
erscheinen, alles andere als einfach ist. Und schwupps, schon hat man
ganz schön viel zu tun.
LF:
Wie hoch schätzt du die Kosten für die Veröffentlichung deines
Buches ein?
Bernd:
Ganz ehrlich? Ich will Partner
haben, die mein Buch vertreiben. Deshalb habe ich mir auch Print on
Demand-Dienste
gesucht, die es einem Autoren ermöglichen, kostenfrei zu
verlegen.Sprich: Ich habe nichts für das Verlegen meiner Bücher
bezahlt und habe auch nicht vor, dafür zu bezahlen. Ein fairer Deal,
wie ich finde, schließlich verdienen auch diese Dienste schon beim
ersten Verkauf meiner Bücher etwas. Ein paar Werbemaßnahmen haben
dann zwar doch ein wenig Geld gekostet, aber die Kosten halten sich
stark im Rahmen. Mich kostet das Ganze vor allen: Arbeit.
LF:
Hast du schon etwas mit deinem Buch verdient?
Bernd:
Ja, ein wenig schon. Aber ich bin noch sehr weit davon entfernt, von
den Einnahmen leben zu können. Ein gutes Abendessen wäre allerdings
schon drin.
LF:
Machen wir einen kleinen thematischen Schwenk: Welchen Stellenwert
hat das Feedback deiner Leser für dich?
Bernd:
Da ich in sehr engen Kontakt mit meinen Lesern stehe, ist mir ihr
Feedback sehr wichtig. Glaub mir, es ist sehr schön, wenn man merkt,
dass man so vielen eine große Freude machen konnte. Außerdem sind
mir ihre Meinungen und konstruktive Kritik immer willkommen. Was nun
aber auch nicht heißen soll, dass ich mich zu sehr nach meinen
Lesern richten möchte.
Joss
Whedon hat einmal gesagt, dass er seinem Publikum das gibt, was es
braucht und nicht das wonach es verlangt und so möchte ich es auch
halten. Ich will weiterhin so gut schreiben, wie es mir möglich ist.
Mein Name soll schließlich für gute Literatur stehen. Außerdem
denke ich, daß gute Schriftsteller eine Art Dialog mit ihren Lesern
führen. Als guter Autor sollte man das schreiben, was einen selbst
bewegt und nicht für irgendeine Zielgruppe.
Da
ich aber immer wieder merke, dass meine Leser einen ähnlichen
Geschmack wie ich haben, mache ich mir ehrlich gesagt auch keine
größeren Gedanken, ob ich sie wieder verprellen könnte.
LF:
Welche Plattformen nutzt du, um mit deinen Lesern zu kommunizieren?
Bernd:
Ich kommuniziere überall mit meinen Lesern. Per E-Mail, in
Chaträumen der Bloggergemeinde (vor allen Blogzug/Blog-Tags), auf
meinem Blog, bei Facebook, bei Google+, auf Lesungen. Es macht
wirklich Spaß in Kontakt mit seinen Lesern zu stehen, zumal ich auf
diesem Wege ein paar sehr liebenswerte, intelligente und interessante
Menschen kennengelernt habe, mit denen das Diskutieren und
Philosophieren (ebenso wie gelegentliches Rumblödeln (der Spaß
sollte schließlich nicht auf der Strecke bleiben)) sehr viel Spaß
macht.
LF:
Über welchen Kanal erhältst du am meisten Feedback ?
Bernd:
Schwer zu sagen. Rezensionen sind zum Beispiel eine sehr gute und
detaillierte Feedbackquelle, aber auch die Gespräche und Kommentare
meiner Leser sind ein sehr gutes Feedback.
LF:
So eine Buchproduktion kann ja durchaus aufwendig werden. Kooperierst
du mit anderen oder machst du alles in Eigenregie?
Bernd:
Niemand kann alles alleine machen. Das Cover wurde zum Beispiel von
Adrian Koppenhagen gestaltet. Du hast ja mein Buch – zusammen mit
Martin Gehring – lektoriert. Was Lesungen angeht, kooperiere ich
unter anderem mit Ina Tomec, Frank Bruns, Harry Michael Liedtke,
Jenny Canales und ein paar weiteren Autoren und Veranstalter.
LF:
Wie wichtig ist dir die Zusammenarbeit mit anderen?
Bernd:
Nun ja, als Autor muss man vieles alleine machen und so manches mal
seinen Dickkopf durchsetzten. Trotzdem bin ich sehr gerne ein
Teamplayer. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen und ich für
meinen Teil bin es auch gerne. Nicht nur, weil es Spaß macht,
sondern auch, weil man sehr durch die Meinungen und Fähigkeiten der
anderen profitieren kann.
LF:
Zu guter Letzt noch eine abschließende Frage: Was würdest du
angehenden Autoren als Ratschlag mit auf den Weg geben?
Bernd:
Niemals aufgeben, dickköpfig sein und an sich selbst glauben.
Außerdem: Schreibt, was euch Spaß macht. Gut zu schreiben ist viel,
viel Arbeit und um diese gut machen zu können, muss man mit Spaß
dabei sein, sonst wird man kein größeres Projekt zu Ende bringen.
LF:
Bernd, vielen Dank für das Gespräch.
Bernd:
Also eigentlich ist es an mir, mich für die interessanten Fragen zu
bedanken. Ich hoffe, ihr hattet Spaß am Lesen.
Sonntag, 7. April 2013
Serienkiller – Die Faszination des Gefährlichen
Nachdem Justine Wynne Gacy auf ihrem Blog
vor nicht allzu langer Zeit einen Themenmonat zum Thema »Serienmörder« gemacht
hatte, wo ich neben Alicja P. (Hatemeorlovemethe2nd) die Ehre hatte, einen
Gastpost schreiben zu dürfen, gibt es heute einen Gegenpost von Justine, in dem
sie erklärt, wie sie dazu gekommen ist, über Serienmörder zu schreiben. Doch
nun genug der langen Worte, lassen wir Justine selbst zu Worte kommen:
„Warum schreibst du nicht über etwas
Schönes?“
Diese Frage wurde mir in meinem Leben bereits
sehr oft gestellt und ich möchte nun versuchen, sie zu beantworten. Die
Wahrheit ist wahrscheinlich schlichter, als es mir und den Menschen um mich
herum lieb ist. Die schönen Dinge zu beschreiben — wie etwa eine
Liebesgeschichte — langweilt mich.
Geschichten über Liebe und Glück sind
schön, aber auch sehr einseitig und in meinen Augen auch nicht besonders
realistisch. Das Leben an sich ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen und
viele davon sind alles andere als schön. Außerdem ist diese Tatsache nichts
Neues. In den Medien werden zwar ab und an Tierbabys gezeigt, doch können diese
uns eher weniger über die zahlreichen Berichte über Gewaltopfer und Amokläufer
hinwegtrösten. Das sogenannte „Böse“ ist Bestandteil unserer Welt, und seine
Existenz ist es, die den Reiz mit sich bringt, zumindest für Menschen wie mich.
— Meine Großmutter hat mir in dieser Hinsicht einen sehr klugen Rat gegeben:
Ohne Tiefen gibt es auch keine Höhen. Denn wenn das Leben immer nach Plan
verlaufen würde, käme schnell Langeweile auf und aus dieser entwickelt sich
manchmal Grausamkeit …
Das Schreiben, speziell auf Serienkiller
und Mörder bezogen, begann bei mir schon sehr früh. Schon wenn ich Filme sah
oder Bücher las, interessierte ich mich mehr für die Rolle des „Bösewichts“ als
für die des vermeintlichen „Helden“. Der erste Killer, der meine ungeteilte
Aufmerksamkeit erhielt, war Charles Manson. Ich kann mich nicht mehr daran
erinnern, was der Auslöser war, doch ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie
besessen ich wurde. Ich begann zu lesen, im Internet, in der Bibliothek, in
Zeitschriften. Ich suchte Informationen. Alle Informationen, die ich
kriegen konnte. Mein Interesse richtete sich weniger auf das Mordgeschehen an
sich, sondern mehr auf die Persönlichkeit der Täter.
Wie sind sie zu dem geworden, was sie
jetzt sind?
Nach Charles Manson ging es weiter,
natürlich. Wenn man sich einmal auf die Faszination des Bösen eingelassen hat,
ist es schwer sie, wieder abzuschütteln. Es folgen einige Bücher und Filme über
Gacy, Dahmer, Bundy … Dann reichte es mir nicht mehr.
Die Informationen, die einem zur
Verfügung stehen sind sehr einseitig: Killer sind Monster. Dagegen kann ich
nicht einmal etwas sagen, doch jeder Mensch muss erst zu einem Monster werden
und dieser Weg ist es, der mich so fasziniert. Doch natürlich ist es schwer,
diesen Weg nachzuvollziehen, wenn man keine Möglichkeit hat, mit einem dieser
„Monster“ Kontakt aufzunehmen.
Also erschuf ich mir meine Eigenen.
Ich versuchte nachzuempfinden wie es ist,
einen Menschen zu töten. Was würde mich dazu bringen, jemanden zu töten? Wie
sehr müsste jemand mich verletzen, bis ich ihn verletze? Diese Fragen brachten
eine Menge Ideen zum Vorschein.
Wir sind alle in soweit frei, dass wir
einen Teil unseres Weges selbst bestimmen können, doch auf einen noch größeren
Teil haben wir keinen Einfluss. Schaut man sich die Lebensläufe der
verschiedensten Mörder einmal genauer an, fällt einem immer wieder ein Wort
auf.
Einsamkeit. — Allein. — Verlassen.
Dahmer ist ein klassisches Bespiel. Er
tötete eher widerwillig, das Töten war nicht der Grund für seine Taten, sondern
die Einsamkeit. Er war getrieben von dem Gefühl, dass man von allen Menschen
früher oder später wieder verlassen wird. Damit hat er nicht einmal Unrecht,
was nicht bedeutet, dass ich seinen Versuch, sich gehirnlose Sklaven zu
erschaffen, gutheißen würde. Dennoch werde ich nicht wütend, wenn ich über ihn
nachdenke. Ich werde traurig.
Ich frage mich was aus ihm geworden wäre,
wenn er nur etwas mehr Glück in seinem Leben gehabt hätte. Sein Weg hätte ganz
anders ausgesehen, und ich hätte keine Notiz von ihm genommen. Neben Tätern wie
Dahmer gibt es natürlich noch eine andere Reihe Anderer, bei denen den meisten
von uns die Haare zubergestehen — wie etwa Richard Ramirez.
Brutal. — Unmenschlich. — Erbarmungslos.
Das sind die Worte die einem Angst
machen. Vor einem traurigen Killer hat niemand Angst, doch vor einem
Erbarmungslosen? Die Kälte, die von einigen Killern ausgestrahlt wird, war das
nächste, das mich in den Bann zog. Viele sahen weder aus wie Freaks, noch haben
sie sich in der Öffentlichkeit wie welche benommen und doch … diese Kälte in
den Augen …
Es ist schwer, seiner Familie oder seinen
Freunden zu erklären, warum man sich so stark mit Serienkillern
auseinandersetzt. Ab und an gab es sogar Momente, in denen Verwandte eine
Rechtfertigung von mir verlangten. Schließlich sei es nicht normal, das
sich ein junges Mädchen mit einem solchen Thema beschäftigt. Daraufhin habe ich
immer gefragt, ob sie die Nachrichten sähen.
Vielleicht ist es nicht der beste Weg,
sich seiner Faszination so hinzugeben wie ich. Doch sie zu ignorieren, ist in
meinen Augen noch schlimmer. In meinen Geschichten sterben keine realen
Menschen. Ich führe nicht das Messer, ich bin nicht einmal selbst der Täter.
Meine Hände gleiten nur über die Tastatur und verarbeiten das Bild, das mir die
Welt zeigt. Und das ist weder schwarz, noch weiß …
„Wie kannst du Mord und Liebe
verbinden?!“
Auch diese Frage wurde mit häufig gestellt.
Und ich habe sie mir selbst mindestens genauso oft gestellt. Serienkiller sind
nicht immer die düsteren Einzelkämpfer, die wir uns ausmalen. Sie haben
Familien, sind verheiratet, haben noch eine andere Seite — Ihre Gute. In fast
all meinen Geschichten gehen die vermeintlich „Bösen“ eine Romanze ein oder
befinden sich bereits in einer, denn das eine schließt das andere nicht aus.
Die Liebe sucht sich genauso verschlungene Wege wie das Böse und sehr häufig
entsteht aus Liebe nichts anderes als Hass.
Es ist schwer, immer objektiv zu bleiben,
wenn man mit einem Thema wie diesen soviel verbindet wie ich mit Serienkillern.
Hat man den Monstern erst einmal ein Gesicht gegeben und Gefühle, kann man sie
nicht mehr einfach von sich schieben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum
viele Menschen diese Faszination verurteilen. Und trotzdem bleiben genauso
viele Menschen, die diese Geschichten lesen.
PS.: Die Beiträge von Justine, Hate und
mir wird es Anfang 2014 auf unseren Blogs als Ebook
im PDF-Format zum Download geben, je nachdem, wie ich mit dem Layouten
hinterherkomme. Außerdem möchte ich euch bitten, den Beitrag fleißig zu kommentieren, denn ich finde, dass ist
ein Thema, das man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen sollte. Also ran
an die Tastatur und loßkommentiert!
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