Sonntag, 7. April 2013

Serienkiller – Die Faszination des Gefährlichen


Nachdem Justine Wynne Gacy auf ihrem Blog vor nicht allzu langer Zeit einen Themenmonat zum Thema »Serienmörder« gemacht hatte, wo ich neben Alicja P. (Hatemeorlovemethe2nd) die Ehre hatte, einen Gastpost schreiben zu dürfen, gibt es heute einen Gegenpost von Justine, in dem sie erklärt, wie sie dazu gekommen ist, über Serienmörder zu schreiben. Doch nun genug der langen Worte, lassen wir Justine selbst zu Worte kommen:

„Warum schreibst du nicht über etwas Schönes?“

Diese Frage wurde mir in meinem Leben bereits sehr oft gestellt und ich möchte nun versuchen, sie zu beantworten. Die Wahrheit ist wahrscheinlich schlichter, als es mir und den Menschen um mich herum lieb ist. Die schönen Dinge zu beschreiben — wie etwa eine Liebesgeschichte — langweilt mich.

Geschichten über Liebe und Glück sind schön, aber auch sehr einseitig und in meinen Augen auch nicht besonders realistisch. Das Leben an sich ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen und viele davon sind alles andere als schön. Außerdem ist diese Tatsache nichts Neues. In den Medien werden zwar ab und an Tierbabys gezeigt, doch können diese uns eher weniger über die zahlreichen Berichte über Gewaltopfer und Amokläufer hinwegtrösten. Das sogenannte „Böse“ ist Bestandteil unserer Welt, und seine Existenz ist es, die den Reiz mit sich bringt, zumindest für Menschen wie mich. — Meine Großmutter hat mir in dieser Hinsicht einen sehr klugen Rat gegeben: Ohne Tiefen gibt es auch keine Höhen. Denn wenn das Leben immer nach Plan verlaufen würde, käme schnell Langeweile auf und aus dieser entwickelt sich manchmal Grausamkeit …

Das Schreiben, speziell auf Serienkiller und Mörder bezogen, begann bei mir schon sehr früh. Schon wenn ich Filme sah oder Bücher las, interessierte ich mich mehr für die Rolle des „Bösewichts“ als für die des vermeintlichen „Helden“. Der erste Killer, der meine ungeteilte Aufmerksamkeit erhielt, war Charles Manson. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was der Auslöser war, doch ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie besessen ich wurde. Ich begann zu lesen, im Internet, in der Bibliothek, in Zeitschriften. Ich suchte Informationen. Alle Informationen, die ich kriegen konnte. Mein Interesse richtete sich weniger auf das Mordgeschehen an sich, sondern mehr auf die Persönlichkeit der Täter.

Wie sind sie zu dem geworden, was sie jetzt sind?

Nach Charles Manson ging es weiter, natürlich. Wenn man sich einmal auf die Faszination des Bösen eingelassen hat, ist es schwer sie, wieder abzuschütteln. Es folgen einige Bücher und Filme über Gacy, Dahmer, Bundy … Dann reichte es mir nicht mehr.

Die Informationen, die einem zur Verfügung stehen sind sehr einseitig: Killer sind Monster. Dagegen kann ich nicht einmal etwas sagen, doch jeder Mensch muss erst zu einem Monster werden und dieser Weg ist es, der mich so fasziniert. Doch natürlich ist es schwer, diesen Weg nachzuvollziehen, wenn man keine Möglichkeit hat, mit einem dieser „Monster“ Kontakt aufzunehmen.

Also erschuf ich mir meine Eigenen.

Ich versuchte nachzuempfinden wie es ist, einen Menschen zu töten. Was würde mich dazu bringen, jemanden zu töten? Wie sehr müsste jemand mich verletzen, bis ich ihn verletze? Diese Fragen brachten eine Menge Ideen zum Vorschein.

Wir sind alle in soweit frei, dass wir einen Teil unseres Weges selbst bestimmen können, doch auf einen noch größeren Teil haben wir keinen Einfluss. Schaut man sich die Lebensläufe der verschiedensten Mörder einmal genauer an, fällt einem immer wieder ein Wort auf.

Einsamkeit. — Allein. — Verlassen.

Dahmer ist ein klassisches Bespiel. Er tötete eher widerwillig, das Töten war nicht der Grund für seine Taten, sondern die Einsamkeit. Er war getrieben von dem Gefühl, dass man von allen Menschen früher oder später wieder verlassen wird. Damit hat er nicht einmal Unrecht, was nicht bedeutet, dass ich seinen Versuch, sich gehirnlose Sklaven zu erschaffen, gutheißen würde. Dennoch werde ich nicht wütend, wenn ich über ihn nachdenke. Ich werde traurig.

Ich frage mich was aus ihm geworden wäre, wenn er nur etwas mehr Glück in seinem Leben gehabt hätte. Sein Weg hätte ganz anders ausgesehen, und ich hätte keine Notiz von ihm genommen. Neben Tätern wie Dahmer gibt es natürlich noch eine andere Reihe Anderer, bei denen den meisten von uns die Haare zubergestehen — wie etwa Richard Ramirez.

Brutal. — Unmenschlich. — Erbarmungslos.

Das sind die Worte die einem Angst machen. Vor einem traurigen Killer hat niemand Angst, doch vor einem Erbarmungslosen? Die Kälte, die von einigen Killern ausgestrahlt wird, war das nächste, das mich in den Bann zog. Viele sahen weder aus wie Freaks, noch haben sie sich in der Öffentlichkeit wie welche benommen und doch … diese Kälte in den Augen …

Es ist schwer, seiner Familie oder seinen Freunden zu erklären, warum man sich so stark mit Serienkillern auseinandersetzt. Ab und an gab es sogar Momente, in denen Verwandte eine Rechtfertigung von mir verlangten. Schließlich sei es nicht normal, das sich ein junges Mädchen mit einem solchen Thema beschäftigt. Daraufhin habe ich immer gefragt, ob sie die Nachrichten sähen.

Vielleicht ist es nicht der beste Weg, sich seiner Faszination so hinzugeben wie ich. Doch sie zu ignorieren, ist in meinen Augen noch schlimmer. In meinen Geschichten sterben keine realen Menschen. Ich führe nicht das Messer, ich bin nicht einmal selbst der Täter. Meine Hände gleiten nur über die Tastatur und verarbeiten das Bild, das mir die Welt zeigt. Und das ist weder schwarz, noch weiß …

„Wie kannst du Mord und Liebe verbinden?!“

Auch diese Frage wurde mit häufig gestellt. Und ich habe sie mir selbst mindestens genauso oft gestellt. Serienkiller sind nicht immer die düsteren Einzelkämpfer, die wir uns ausmalen. Sie haben Familien, sind verheiratet, haben noch eine andere Seite — Ihre Gute. In fast all meinen Geschichten gehen die vermeintlich „Bösen“ eine Romanze ein oder befinden sich bereits in einer, denn das eine schließt das andere nicht aus. Die Liebe sucht sich genauso verschlungene Wege wie das Böse und sehr häufig entsteht aus Liebe nichts anderes als Hass.

Es ist schwer, immer objektiv zu bleiben, wenn man mit einem Thema wie diesen soviel verbindet wie ich mit Serienkillern. Hat man den Monstern erst einmal ein Gesicht gegeben und Gefühle, kann man sie nicht mehr einfach von sich schieben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Menschen diese Faszination verurteilen. Und trotzdem bleiben genauso viele Menschen, die diese Geschichten lesen.

PS.: Die Beiträge von Justine, Hate und mir wird es Anfang 2014 auf unseren Blogs als Ebook im PDF-Format zum Download geben, je nachdem, wie ich mit dem Layouten hinterherkomme. Außerdem möchte ich euch bitten, den Beitrag fleißig zu kommentieren, denn ich finde, dass ist ein Thema, das man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen sollte. Also ran an die Tastatur und loßkommentiert!


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