Nachdem Justine Wynne Gacy auf ihrem Blog
vor nicht allzu langer Zeit einen Themenmonat zum Thema »Serienmörder« gemacht
hatte, wo ich neben Alicja P. (Hatemeorlovemethe2nd) die Ehre hatte, einen
Gastpost schreiben zu dürfen, gibt es heute einen Gegenpost von Justine, in dem
sie erklärt, wie sie dazu gekommen ist, über Serienmörder zu schreiben. Doch
nun genug der langen Worte, lassen wir Justine selbst zu Worte kommen:
„Warum schreibst du nicht über etwas
Schönes?“
Diese Frage wurde mir in meinem Leben bereits
sehr oft gestellt und ich möchte nun versuchen, sie zu beantworten. Die
Wahrheit ist wahrscheinlich schlichter, als es mir und den Menschen um mich
herum lieb ist. Die schönen Dinge zu beschreiben — wie etwa eine
Liebesgeschichte — langweilt mich.
Geschichten über Liebe und Glück sind
schön, aber auch sehr einseitig und in meinen Augen auch nicht besonders
realistisch. Das Leben an sich ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen und
viele davon sind alles andere als schön. Außerdem ist diese Tatsache nichts
Neues. In den Medien werden zwar ab und an Tierbabys gezeigt, doch können diese
uns eher weniger über die zahlreichen Berichte über Gewaltopfer und Amokläufer
hinwegtrösten. Das sogenannte „Böse“ ist Bestandteil unserer Welt, und seine
Existenz ist es, die den Reiz mit sich bringt, zumindest für Menschen wie mich.
— Meine Großmutter hat mir in dieser Hinsicht einen sehr klugen Rat gegeben:
Ohne Tiefen gibt es auch keine Höhen. Denn wenn das Leben immer nach Plan
verlaufen würde, käme schnell Langeweile auf und aus dieser entwickelt sich
manchmal Grausamkeit …
Das Schreiben, speziell auf Serienkiller
und Mörder bezogen, begann bei mir schon sehr früh. Schon wenn ich Filme sah
oder Bücher las, interessierte ich mich mehr für die Rolle des „Bösewichts“ als
für die des vermeintlichen „Helden“. Der erste Killer, der meine ungeteilte
Aufmerksamkeit erhielt, war Charles Manson. Ich kann mich nicht mehr daran
erinnern, was der Auslöser war, doch ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie
besessen ich wurde. Ich begann zu lesen, im Internet, in der Bibliothek, in
Zeitschriften. Ich suchte Informationen. Alle Informationen, die ich
kriegen konnte. Mein Interesse richtete sich weniger auf das Mordgeschehen an
sich, sondern mehr auf die Persönlichkeit der Täter.
Wie sind sie zu dem geworden, was sie
jetzt sind?
Nach Charles Manson ging es weiter,
natürlich. Wenn man sich einmal auf die Faszination des Bösen eingelassen hat,
ist es schwer sie, wieder abzuschütteln. Es folgen einige Bücher und Filme über
Gacy, Dahmer, Bundy … Dann reichte es mir nicht mehr.
Die Informationen, die einem zur
Verfügung stehen sind sehr einseitig: Killer sind Monster. Dagegen kann ich
nicht einmal etwas sagen, doch jeder Mensch muss erst zu einem Monster werden
und dieser Weg ist es, der mich so fasziniert. Doch natürlich ist es schwer,
diesen Weg nachzuvollziehen, wenn man keine Möglichkeit hat, mit einem dieser
„Monster“ Kontakt aufzunehmen.
Also erschuf ich mir meine Eigenen.
Ich versuchte nachzuempfinden wie es ist,
einen Menschen zu töten. Was würde mich dazu bringen, jemanden zu töten? Wie
sehr müsste jemand mich verletzen, bis ich ihn verletze? Diese Fragen brachten
eine Menge Ideen zum Vorschein.
Wir sind alle in soweit frei, dass wir
einen Teil unseres Weges selbst bestimmen können, doch auf einen noch größeren
Teil haben wir keinen Einfluss. Schaut man sich die Lebensläufe der
verschiedensten Mörder einmal genauer an, fällt einem immer wieder ein Wort
auf.
Einsamkeit. — Allein. — Verlassen.
Dahmer ist ein klassisches Bespiel. Er
tötete eher widerwillig, das Töten war nicht der Grund für seine Taten, sondern
die Einsamkeit. Er war getrieben von dem Gefühl, dass man von allen Menschen
früher oder später wieder verlassen wird. Damit hat er nicht einmal Unrecht,
was nicht bedeutet, dass ich seinen Versuch, sich gehirnlose Sklaven zu
erschaffen, gutheißen würde. Dennoch werde ich nicht wütend, wenn ich über ihn
nachdenke. Ich werde traurig.
Ich frage mich was aus ihm geworden wäre,
wenn er nur etwas mehr Glück in seinem Leben gehabt hätte. Sein Weg hätte ganz
anders ausgesehen, und ich hätte keine Notiz von ihm genommen. Neben Tätern wie
Dahmer gibt es natürlich noch eine andere Reihe Anderer, bei denen den meisten
von uns die Haare zubergestehen — wie etwa Richard Ramirez.
Brutal. — Unmenschlich. — Erbarmungslos.
Das sind die Worte die einem Angst
machen. Vor einem traurigen Killer hat niemand Angst, doch vor einem
Erbarmungslosen? Die Kälte, die von einigen Killern ausgestrahlt wird, war das
nächste, das mich in den Bann zog. Viele sahen weder aus wie Freaks, noch haben
sie sich in der Öffentlichkeit wie welche benommen und doch … diese Kälte in
den Augen …
Es ist schwer, seiner Familie oder seinen
Freunden zu erklären, warum man sich so stark mit Serienkillern
auseinandersetzt. Ab und an gab es sogar Momente, in denen Verwandte eine
Rechtfertigung von mir verlangten. Schließlich sei es nicht normal, das
sich ein junges Mädchen mit einem solchen Thema beschäftigt. Daraufhin habe ich
immer gefragt, ob sie die Nachrichten sähen.
Vielleicht ist es nicht der beste Weg,
sich seiner Faszination so hinzugeben wie ich. Doch sie zu ignorieren, ist in
meinen Augen noch schlimmer. In meinen Geschichten sterben keine realen
Menschen. Ich führe nicht das Messer, ich bin nicht einmal selbst der Täter.
Meine Hände gleiten nur über die Tastatur und verarbeiten das Bild, das mir die
Welt zeigt. Und das ist weder schwarz, noch weiß …
„Wie kannst du Mord und Liebe
verbinden?!“
Auch diese Frage wurde mit häufig gestellt.
Und ich habe sie mir selbst mindestens genauso oft gestellt. Serienkiller sind
nicht immer die düsteren Einzelkämpfer, die wir uns ausmalen. Sie haben
Familien, sind verheiratet, haben noch eine andere Seite — Ihre Gute. In fast
all meinen Geschichten gehen die vermeintlich „Bösen“ eine Romanze ein oder
befinden sich bereits in einer, denn das eine schließt das andere nicht aus.
Die Liebe sucht sich genauso verschlungene Wege wie das Böse und sehr häufig
entsteht aus Liebe nichts anderes als Hass.
Es ist schwer, immer objektiv zu bleiben,
wenn man mit einem Thema wie diesen soviel verbindet wie ich mit Serienkillern.
Hat man den Monstern erst einmal ein Gesicht gegeben und Gefühle, kann man sie
nicht mehr einfach von sich schieben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum
viele Menschen diese Faszination verurteilen. Und trotzdem bleiben genauso
viele Menschen, die diese Geschichten lesen.
PS.: Die Beiträge von Justine, Hate und
mir wird es Anfang 2014 auf unseren Blogs als Ebook
im PDF-Format zum Download geben, je nachdem, wie ich mit dem Layouten
hinterherkomme. Außerdem möchte ich euch bitten, den Beitrag fleißig zu kommentieren, denn ich finde, dass ist
ein Thema, das man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen sollte. Also ran
an die Tastatur und loßkommentiert!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen