Donnerstag, 11. April 2013

Neue Möglichkeiten, neue Herausforderungen: Den eigenen Text vermarkten

Seit einigen Jahren bildet sich mit den neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet, eine recht umfangreiche und lebendige Independent-Szene im Literaturbereich aus. Zahlreiche Autoren aus dem Amateur- und semiprofessionellen Bereich haben nun die Chance, abseits der etablierten Verlage eigene Wege zu gehen und so Texte zu präsentieren, die durch das Raster des Literatur-Establishments fallen würden. Ein Thema, was nahezu alle Independent-Autoren umtreibt, liegt dabei in der Frage, „Wie bringe ich meinen Text ans Publikum?“ Zugleich Produzent und Vermarkter seines Textes zu sein, stellt so manchen vor unerwartete Herausforderungen. Grund genug, jemanden zu fragen, der in Sachen Selbstmarketing schon einige Erfahrung hat. Zu diesem Zweck hat Literatura Fragmentata Bernd Badura, Autor und Betreiber des Tintenkleckser-Blogs, zum Thema Marketing im Eigenverlag befragt.

Foto: Christian Seidel | pixelio.de
LF: Hallo Bernd, schön, dass du dich zu diesem Interview bereitgefunden hast. Du hast ja vor kurzem dein erstes größeres Buchprojekt, „Werke eines großen Meisters“ veröffentlicht. Wie beurteilst du den Stand deines Projekts?

Bernd: Hallo Georg, vielen lieben Dank für das Interview. So langsam würde ich sagen, das Buch ist in seiner finalen Phase angekommen. Den vierten und letzten Teil habe ich gerade auf KDP (Kindle Direct Publishing, Anm. LF) hochgeladen. Ich bin schon sehr gespannt, wie meine Leser das Finale finden, da ich mir ja doch noch die ein oder andere Überraschung für das Ende aufgehoben habe. Ich hoffe sehr, die Leute mögen das kleine Feuerwerk, das ich zum Schluß noch einmal abbrenne und sie fühlen sich von den Wendungen im Finale positiv überrascht. Außerdem ist nun auch endlich eine Printausgabe auf Amazon und Lulu erhältlich. Die offizielle Einweihungslesung wird ja dann am 18.04 2013 in Gelsenkirchen stattfinden. (Mehr dazu gibt es natürlich wie immer auf meinem Blog.)

LF: Als du mir damals die ersten Entwürfe zu den „Meisterwerken“ gezeigt hast, war ich sehr skeptisch, was die Veröffentlichungschancen für dein Buch anging – es war in meinen Augen zu eigenwillig, als das es in das Programm eines etablierten Verlages gepasst hätte. Wäre es auf meinem Tisch gelandet, hätte ich dafür keinen Markt gesehen. Inzwischen hast du viele positive Rückmeldungen und Rezensionen und sogar eine Einladung auf die Leipziger Buchmesse erhalten. Hat dich der Erfolg deines Buches selbst überrascht?

Bernd: Die Einladung für die Leipziger Buchmesse war eine große Überraschung und Ehre für mich, die ich sehr gerne wahrgenommen habe. Ich hatte wirklich einen sehr schönen Tag und konnte ­– ganz nebenbei – viele neue Einblicke gewinnen.

Was deine Einschätzung meines Buches angeht, so muss ich dir im Prinzip recht geben: Ich habe mich ganz bewusst mit meinem Buch zwischen alle Stühle gesetzt und mit sehr viel Liebe und Akribie etwas Eigenes erschaffen. Ich wollte endlich mal wieder etwas Frisches und Neues haben, Etwas, das ich selbst gern lesen würde und von dem es in letzter Zeit einfach viel zu wenig gegeben hat. Also habe ich ein Buch geschrieben, das gleichermaßen zum Träumen und zum Nachdenken anregt. Ein Kurzgeschichtenerzählroman, der zudem ein paar Gedichte enthält.

Etwas, von dem man schlecht sagen kann, wie es am Markt ankommt, eben. Darum ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass alle großen Verlage, wie du es schon erwartet hattest, mein Manuskript abgelehnt haben. Das ist allerdings kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken und zu denken, man habe ein schlechtes Buch geschrieben, das keine Leser finden würde. Immerhin enthält „Werke eines großen Meisters“ schöne, liebevoll erzählte Geschichten, mit sehr vielen frischen Ideen, die – meiner Meinung nach – im positiven Sinne die ausgetrampelten Trendpfade des Mainstream verlassen.

Außerdem gibt es genügend Beispiele, in denen die etablierten Verlage richtig guten und erfolgreichen Büchern eine Absage verpasst haben. (Ich habe eh das Gefühl, dass die großen Verlage in letzter Zeit viel zu sehr auf ihren Profit und viel zu wenig auf die Qualität ihrer Produkte achten. Was ja auch einer der Gründe für die lebhafte Indie-Szene ist.)

Das die Leser meines Buches so begeistert und euphorisch reagieren, das hätte ich allerdings nun wirklich nicht erwartet. Und ich muss gestehen: Es ist schön, so vielen Menschen eine große Freude bereitet zu haben. Ich bin, was das angeht, wirklich überwältigt, ein kleines bisschen stolz und auch ein wenig gerührt.

LF: Welche Maßnahmen hast du ergriffen, um dein Buch bekannt zu machen?

Bernd: Oh, da gibt es sehr viele. Im Zentrum stehen natürlich meine Lesungen und mein Blog. Aber ich suche auch in Chaträumen das Gespräch mit meinen Lesern, schreibe auf Facebook, Google+ und immer mal wieder auf Twitter. Des Weiteren habe ich mir natürlich auch ein wenig Pressearbeit geleistet, mich nach Rezensionen umgesehen und dementsprechend auch Rezensionsexemplare herausgegeben. Außerdem habe ich Postkarten drucken lassen und Flyer verteilt.

Demnächst habe ich noch ein paar außergewöhnliche Guerilla-Werbeaktionen vor, die derzeit allerdings noch nicht ganz spruchreif sind. Und zu guter Letzt habe ich mir sehr viel Mühe gegeben, dass nicht nur das Cover, sondern auch das Buchlayout (sowohl des E-Books, als auch der Printausgabe) schön wird. Das Auge liest schließlich mit.

LF: Wie groß ist der Aufwand, um dein Buch zu bewerben?

Bernd: Groß, sehr groß sogar. Es gibt tatsächlich Tage da bin ich nur mit meinem Buch beschäftigt. Man muss allerdings dazu sagen, dass man als sogenannter Indie-Autor, wenn man es seriös angeht, nicht nur Autor, sondern auch Verleger, Layouter und zudem seine eigene Werbeagentur ist. Denn wenn man an sein Buch glaubt, so wie ich es tue (schließlich habe ich daran viele Jahre gearbeitet und gefeilt), so will man es auch schön gesetzt und layoutet haben.

Bei so viel Aufwand wäre es natürlich wirklich schade, wenn das Buch keine Leser findet, also kümmert man sich natürlich auch noch darum, was bei 1.400 Büchern, die täglich auf den deutschen Markt erscheinen, alles andere als einfach ist. Und schwupps, schon hat man ganz schön viel zu tun.

LF: Wie hoch schätzt du die Kosten für die Veröffentlichung deines Buches ein?

Bernd: Ganz ehrlich? Ich will Partner haben, die mein Buch vertreiben. Deshalb habe ich mir auch Print on Demand-Dienste gesucht, die es einem Autoren ermöglichen, kostenfrei zu verlegen.Sprich: Ich habe nichts für das Verlegen meiner Bücher bezahlt und habe auch nicht vor, dafür zu bezahlen. Ein fairer Deal, wie ich finde, schließlich verdienen auch diese Dienste schon beim ersten Verkauf meiner Bücher etwas. Ein paar Werbemaßnahmen haben dann zwar doch ein wenig Geld gekostet, aber die Kosten halten sich stark im Rahmen. Mich kostet das Ganze vor allen: Arbeit.

LF: Hast du schon etwas mit deinem Buch verdient?

Bernd: Ja, ein wenig schon. Aber ich bin noch sehr weit davon entfernt, von den Einnahmen leben zu können. Ein gutes Abendessen wäre allerdings schon drin.

LF: Machen wir einen kleinen thematischen Schwenk: Welchen Stellenwert hat das Feedback deiner Leser für dich?

Bernd: Da ich in sehr engen Kontakt mit meinen Lesern stehe, ist mir ihr Feedback sehr wichtig. Glaub mir, es ist sehr schön, wenn man merkt, dass man so vielen eine große Freude machen konnte. Außerdem sind mir ihre Meinungen und konstruktive Kritik immer willkommen. Was nun aber auch nicht heißen soll, dass ich mich zu sehr nach meinen Lesern richten möchte.

Joss Whedon hat einmal gesagt, dass er seinem Publikum das gibt, was es braucht und nicht das wonach es verlangt und so möchte ich es auch halten. Ich will weiterhin so gut schreiben, wie es mir möglich ist. Mein Name soll schließlich für gute Literatur stehen. Außerdem denke ich, daß gute Schriftsteller eine Art Dialog mit ihren Lesern führen. Als guter Autor sollte man das schreiben, was einen selbst bewegt und nicht für irgendeine Zielgruppe.

Da ich aber immer wieder merke, dass meine Leser einen ähnlichen Geschmack wie ich haben, mache ich mir ehrlich gesagt auch keine größeren Gedanken, ob ich sie wieder verprellen könnte.

LF: Welche Plattformen nutzt du, um mit deinen Lesern zu kommunizieren?

Bernd: Ich kommuniziere überall mit meinen Lesern. Per E-Mail, in Chaträumen der Bloggergemeinde (vor allen Blogzug/Blog-Tags), auf meinem Blog, bei Facebook, bei Google+, auf Lesungen. Es macht wirklich Spaß in Kontakt mit seinen Lesern zu stehen, zumal ich auf diesem Wege ein paar sehr liebenswerte, intelligente und interessante Menschen kennengelernt habe, mit denen das Diskutieren und Philosophieren (ebenso wie gelegentliches Rumblödeln (der Spaß sollte schließlich nicht auf der Strecke bleiben)) sehr viel Spaß macht.

LF: Über welchen Kanal erhältst du am meisten Feedback ?

Bernd: Schwer zu sagen. Rezensionen sind zum Beispiel eine sehr gute und detaillierte Feedbackquelle, aber auch die Gespräche und Kommentare meiner Leser sind ein sehr gutes Feedback.

LF: So eine Buchproduktion kann ja durchaus aufwendig werden. Kooperierst du mit anderen oder machst du alles in Eigenregie?

Bernd: Niemand kann alles alleine machen. Das Cover wurde zum Beispiel von Adrian Koppenhagen gestaltet. Du hast ja mein Buch – zusammen mit Martin Gehring – lektoriert. Was Lesungen angeht, kooperiere ich unter anderem mit Ina Tomec, Frank Bruns, Harry Michael Liedtke, Jenny Canales und ein paar weiteren Autoren und Veranstalter.

LF: Wie wichtig ist dir die Zusammenarbeit mit anderen?

Bernd: Nun ja, als Autor muss man vieles alleine machen und so manches mal seinen Dickkopf durchsetzten. Trotzdem bin ich sehr gerne ein Teamplayer. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen und ich für meinen Teil bin es auch gerne. Nicht nur, weil es Spaß macht, sondern auch, weil man sehr durch die Meinungen und Fähigkeiten der anderen profitieren kann.

LF: Zu guter Letzt noch eine abschließende Frage: Was würdest du angehenden Autoren als Ratschlag mit auf den Weg geben?

Bernd: Niemals aufgeben, dickköpfig sein und an sich selbst glauben. Außerdem: Schreibt, was euch Spaß macht. Gut zu schreiben ist viel, viel Arbeit und um diese gut machen zu können, muss man mit Spaß dabei sein, sonst wird man kein größeres Projekt zu Ende bringen.

LF: Bernd, vielen Dank für das Gespräch.

Bernd: Also eigentlich ist es an mir, mich für die interessanten Fragen zu bedanken. Ich hoffe, ihr hattet Spaß am Lesen.


1 Kommentar:

Bernd B. Badura hat gesagt…

Danke dir für das Interview. Das sieht auf dem Blog richtig gut und sieht dort viel besser aus, als in meinem Textverarbeitungsprogramm.

LG,
Bernd