Mittwoch, 22. März 2017

Die Einsamkeit des Autors in der Lesung: Ein Erfahrungsbericht

Lesungen zu halten ist für Autoren oft erstrebenswertes Ziel und angstbehaftete Vorstellung zugleich. Dennoch sind Lesungen ein wichtiger Schritt, den jede(r) Autor(in) machen sollte, weil es der einzige Weg ist, mit der Leserschaft wirklich in Kontakt zu treten. Ein großes Problem, vor dem auch erfahrene Autoren stehen, besteht aber darin, die Leser zur Teilnahme an der Lesung zu motivieren. Jörg Benne, Autor des Fantasy-Romans „Die Stunde der Helden“, kann ein Lied davon singen und hat sich bereit erklärt, uns seine Erfahrungen in einem kurzen Bericht zu schildern.

Wenn man nicht gerade Markus Heitz oder Kai Meyer heißt, hat man es als Fantasy-Autor mit Lesungen schwer. Die junge Klientel schaut lieber Game of Thrones im TV, als auf Lesungen zu gehen und die älteren, die gern Lesungen besuchen, winken beim Thema Fantasy ab. Aber bei den vielen Rollenspiel-Cons, die über das Jahr stattfinden, hat man die jungen Leute doch vor Ort, dachte ich mir. Da kann man sicher ein paar für eine Fantasy-Lesung begeistern. Ein Trugschluss, wie sich herausstellte – dazu hier ein kleiner Erfahrungsbericht.

Mein erster Versuch war im Juli 2015 auf der FeenCon in Bonn. Hier kamen zwei Dinge zusammen: Erstens das heißeste Wochenende des Jahres mit 39° (viele erinnern sich sicher), was dazu führte, dass man es in der Stadthalle Bad Godesberg kaum aushalten konnte und die wenigen Besucher sich lieber in den Außenbereichen herumtrieben. Zweitens mein Unwissen, dass solche Wochenend-Cons am Sonntag oft nur noch austrudeln und somit deutlich weniger Besucher da sind. Beides zusammen führte dazu, dass sich niemand in dem stickigen Raum für die Lesung einfinden wollte und ich unverrichteter Dinge von dannen ziehen musste.

Anfang August war ich dann auf der RatCon in Unna (die mittlerweile nach Limburg umgezogen ist). Die war deutlich besser besucht, diesmal hatte ich meine Lesung auch am Samstag. ABER zum einen wurde das damals brandneue „Das Schwarze Auge 5“ in mehreren Workshops präsentiert, die viele Leute abzogen und zweitens wurden die Lesungen in einen abgelegenen Raum abgeschoben, wohin sich kaum einer verirrte. Immerhin, zwei Zuhörer hatte ich diesmal, eine davon war die Kollegin Judith Vogt, bei der ich zuvor zugehört hatte.

Wenig später folgte die MantiCon in Heppenheim, die Hausmesse meines Verlages. Die Starkenburg war eine tolle Location, leider brachte die Auktion von Rollenspiel-Utensilien den Zeitplan total durcheinander, so dass ich auch hier nur zwei Zuhörer begrüßen durfte – mit dem Verleger Torsten Low auch diesmal wieder einen „Kollegen“, dessen Lesung ich zuvor besucht hatte.

Damit hatte ich dann auch den Kaffee auf, wie man bei uns im Ruhrgebiet sagt. Rollenspiel-Cons ziehen zwar viele Fantasy-Begeisterte an, aber die wollen in erster Linie an Testrunden teilnehmen und über ihr Hobby fabulieren, Lesungen sind da allenfalls als Pausenfüller von Interesse. Da braucht man auch ein bisschen Glück, damit die eigene Lesung auch in eine solche fällt, es besteht also erhöhte Frustgefahr, wenn man dort eine Lesung ausrichtet.

Aber es gibt auch eine Ausnahme: Den BuCon, der jedes Jahr zeitgleich zur Frankfurter Buchmesse in Dreieich stattfindet und sich nur um Bücher dreht. Dort hat man jede Menge Zuhörer, das hat sich allerdings auch unter Autoren längst herumgesprochen, so dass es immer deutlich mehr Bewerber als Leseslots gibt. Aber den Versuch ist es jedenfalls wert. Vielleicht habe ich ja dieses Jahr Glück.

Über den Autor:
Jörg Benne erblickte 1975 in Bottrop-Kirchhellen das Licht der Welt und begann schon in der Grundschule Geschichten zu verfassen. In der Jugend begeisterte er sich für Phantastik und vollendete seinen ersten Fantasy-Roman mit 20, fand dafür auch einen Verlag, erlebte bei der weiteren Zusammenarbeit, die schließlich im Sande verlief, aber eine bittere Enttäuschung und wandte sich vorübergehend vom Schreiben ab.

Erst um 2006 begann er wieder mit dem Schreiben und vollendete 2008 den Roman „Das Schicksal der Paladine – Verschollen“, der 2012 im Koios-Verlag als sein Debut erschien, zwei weitere Teile folgten. Aktuell arbeit er an weiteren Fantasy-Romanen in der Welt von Nuareth.

Sein aktueller Roman ist "Die Stunde der Helden", erschienen im Mantikore Verlag 2015.

Weitere Informationen findet ihr auf seiner lesenswerten Website: http://joergbenne.de

Einen Einblick in die Welt von Nuareth könnt ihr hier bekommen: http://bit.ly/heldentaten_lf

1 Kommentar:

ThK hat gesagt…

Da kann ich mitreden...

http://kueperpunk2012.blogspot.de/2013/06/warum-schizophrenie-fur-autoren.html